Leberkäs to go – der neue Regensburg Roman
Es waren einmal zwei Freundinnen, die sich in der 1980er-Jahren während eines Schülerzeitungs-Seminars kennenlernten. Die Ursula, oder Uschi, aus Schwandorf und die Silvie aus Regensburg. Es war „Liebe auf den ersten Blick“. Irgendwann trennten sich ihre Wege räumlich. Doch jedes Weihnachten trafen sie sich und bedauerten es eines Tages, dass die Kreativität aus ihrem Alltagsleben verschwunden sei. Die Idee eines ersten gemeinsamen Romans um drei Frauen war geboren. Jahrelang schickten sie sich für „Herrgottszeiten“ per E-Mail ihre Stücke hin und her. Und jetzt gibt es eine Fortsetzung namens „Leberkäs to go“ als E-Book und Book on Demand. Wir stellen uns im Anschluss gegenseitig anhand einiger Fragen vor. Die Fotos stammen von Dietmar Grün.
Ursula/Uschi fragt Silvie
Wer bist du, woher kommst du?
Ich bin eine waschechte Regensburgerin, dort geboren, aufgewachsen, in die Schule und auf die Uni gegangen. Ich hab dann eine Zeitlang für den MZ Buchverlag gearbeitet, bis es mich nach England verschlagen hat, wo ich heute noch wohne und in den Bereichen Geschichte und Kultur arbeite.
Was bedeutet das Schreiben für dich?
Ich könnte nicht ohne. Wenn ich schreibe, tauche ich in eine andere Welt ein. Es gibt (fast) kein schöneres Gefühl als so richtig in Schreibschwung zu kommen und das Gefühl zu haben, dass einem eine Passage so richtig gut gelingt. Mit Uschi zu arbeiten, macht gleich nochmal so viel Spaß, und am allerliebsten sind mir unsere bairischen Dialoge. Der sensationelle Wortschatz unseres Dialekts und sein struktureller Reichtum machen diesen ganz besonderen Sprachwitz möglich, den man im Hochdeutschen vergeblich sucht.
Vermisst du Regensburg?
Ja, als meine Heimat, nicht im Sinn eines perfekten Arkadiens, das es nirgendwo gibt, sondern als den Ort der mich maßgeblich geprägt hat, der mir viele meiner wertvollsten Erinnerungen geschenkt hat, wo ich mich immer noch zuhause fühle, weil mir die Bäume im Stadtpark so vertraut sind wie das Kopfsteinpflaster in den uralten Gassen und ich versteh was die Leut dort reden.
Hat sich die Stadt verändert, seit du weg bist?
Als ich nach England gezogen bin hatten die Münchner die Stadt noch nicht als Wochenendspielplatz entdeckt und sie war auch noch keine Weltkulturstadt, wo sich die Touristen die sich durch die Altstadt pressen und alteingesessene Regensburger sich die Mieten nicht mehr leisten können. Zum Glück wurde die Stadt wenigstens nicht übersaniert und viele der alteingesessenen Händler und Lokale sind heute immer noch da wo sie seinerzeit schon waren, als ich mir als Teenager die Nächte um die Ohren geschlagen hab.
Wie viel von dir steckt in den Charakteren und Geschichten?
Von uns beiden, Uschi und mir, steckt eigentlich in allen drei Frauen etwas, mal mehr, mal weniger. Ich schätze mal, Hannah hat am meisten von mir persönlich abbekommen 😊. Wir schreiben unsere Geschichten ja schon seit ein paar Jahren, und Biografisches fließt immer ein wenig mit rein, persönlich Erlebtes und damit Gefühle von Verliebtsein bis Trauer, und natürlich schleicht sich auch die eine oder andere politische Überzeugung auf die Seiten…
Silvie fragt Ursula/Uschi
Wie hat es Dich nach Regensburg verschlagen und warum bist du hiergeblieben?
Ehrlich gesagt wollte ich eigentlich Schauspielerin werden. Besonders vorbereitet war ich allerdings beim Vorsprechen an der Falckenberg-Schule in München nicht. Beleidigt, dass sie mich nicht genommen haben, war ich trotzdem 😉
Dann wusste ich überhaupt nicht, was ich nach dem Abitur in Schwandorf anderes machen sollte. Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Englisch. Also habe ich mich an der Regensburger Uni für Lehramt Gymnasium eingeschrieben. Da ich unbedingt aus Schwandorf weg wollte, lebe ich seit 1987 also in Regensburg. Wobei sich meine Wohnungssituation mehr und mehr verbessert hat. Von der Kammer ohne eigenes Klo in der Otto-Hahn-Straße bis zur geräumigen Dachgeschosswohnung in Stadtamhof.
Ein Jahr verbrachte ich als Teaching Assistant im Norden Englands. Ich spielte Theater in verschiedenen Gruppen an der Uni, gründete ein eigenes Musikkabarett-Trio, hatte einen lukrativen Service-Job im Orphée. Schließlich lernte ich 1993 meinen zukünftigen Mann kennen. Der ConBrio Verlag war frisch gegründet worden, ich bewarb mich als Praktikantin nach dem Magisterstudium und bin da seitdem.
Ich kann nicht sagen, warum ich immer hier geblieben bin. Es hat sich einfach so ergeben, und meistens mag ich mein Leben in Regensburg sehr.
Welches Schreibgenre ist dir am liebsten und warum?
Am liebsten mag ich lange spannende Familiengeschichten mit einem Schuss Kunst.
An welchen Orten bist du am liebsten in Regensburg?
Ich mag die Donau-Auen, bin sehr gerne am Wasser. Der Blick vom Dreifaltigkeitsberg ist immer wieder schön. Und im Sommer Schwimmen an der Schillerwiese. Früher die Kneipen, jetzt eher die Natur, Parks und die Allee an der Donau. Das ist mein Kraftort.
Ist es für dich wichtig, dich mit den Charakteren in den Geschichten identifizieren zu können?
Das passiert beim Schreiben ja irgendwie automatisch. Man kann ja fast nicht über jemanden detailliert berichten, wenn er oder sie einem nicht nahe kommen oder fremd sind. Wir schöpfen aus unserer Lebenserfahrung und den Begegnungen aus dem wahren Leben sozusagen.
Werden eure Geschichten viel von dem beeinflusst, was in Gesellschaft und Politik vor sich geht?
Teils teils, das hängt wieder sehr mit der vorherigen Frage zusammen. Wir wollen spannende Geschichten schreiben. Die passieren natürlich innerhalb eines gesellschaftlichen Umfelds. Stadtgeschichten fließen natürlich mit ein. Was wir schreiben und denken hat immer einen realen Hintergrund, der natürlich spielerisch abgewandelt wird.
Unsere Bücher
„Herrgottzeiten“
Und neu
„Leberkäs to go“
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Das ist so interessant! Danke für die Einblicke! Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr 🍾 🎊 und ein erfolgreiches 2024!
Liebe Mira, das freut mich aber sehr. Ich wünsche dir einen phantastischen Start ins neue Jahr! Ganz Herzlich Ursula