Das Wechseljahres-Magazin dieAlte: Daniela im Interview

10. Februar 2023 | immer.dasleben

Daniela Unterstab ist Grafikdesignerin und Gründerin von dieAlte.de. Sie ist 1972 in Saalfeld in Thüringen geboren und über Stationen in Berlin, Karlsruhe, München und Rastatt in Baden-Baden gelandet. Dort wohnt hier sie seit einigen Jahren zusammen mit ihrem Mann und Hund Lotte, „der feelgood Managerin von dieAlte“.


„Vor einigen Jahren merkte ich, dass man zwar über Menstruation, Kinderkriegen und Sex alles weiß. Aber ein Thema wird immer noch unter den Teppich gekehrt: die Wechseljahre. Auch ich wusste fast nichts darüber. Ich hatte Symptome wie Nachtschweiß, innere Unruhe, Herzrasen und Stimmungsschwankungen.

Ich fragte bei Freundinnen nach. Erst da erfuhr ich, dass einige schon mitten in der Menopause waren. Irgendwie komisch: wir reden über alles wie Sex, aber die Menopause war ein Tabuthema. Kennt ihr das auch? Ich finde, das muss sich ändern. Und zwar schnell! – Deswegen habe ich die Plattform www.diealte.de gegründet.“

Wie und warum hast du Die Alte gegründet? Inwiefern hast du dich allein gelassen gefühlt?

Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mir, wie Ihr sicher auch, keine Gedanken über die Wechseljahre gemacht. Doch dann, mit 46 Jahren, hatte ich plötzlich seltsame Symptome: Hautausschläge, Gehirnnebel, Verstopfung, traurige Stimmung, Schwitzen. Was ist das? Und warum veränderte sich mein Körper?

Ich ging zum meinem damaligen Gynäkologen und erklärte ihm, dass ich glaube, dass ich in die Wechseljahre komme. Er fragte mich ob ich meine Periode noch regelmäßig habe. Das bejahte ich. „Dann sind sie noch nicht in den Wechseljahren“, sagte er. Ich kann mir vorstellen, dass die ein oder andere Leserin das auch schon mal gehört hat. Mein Gefühl sagte aber was anderes!

Ich begann, mich zu informieren. Natürlich im Internet, das lag nahe. Aber es kostete viel Zeit und war oft unbefriedigend. Ich war genervt! Nirgends fand ich alle wichtigen Infos kompakt zusammen und verständlich.

Ich schreibe meinen Blog dieAlte auch aus Eigennutz. Ich gehöre zu den Frauen, die die Symptome der Perimenopause (in der man auch noch regelmäßig seine Periode haben kann) nicht einfach so wegstecken.

Deshalb habe ich den Blog 2021 gegründet, um in den Austausch mit anderen Frauen zu gehen und das Thema Wechseljahre aus der verstaubten Ecke zu holen. Es ist immer noch ein Tabuthema, das sollte es nicht sein, denn über Menstruation, Sex und Kinderkriegen wissen wir ja auch alles.

Mein Ziel ist es, Frauen dabei zu unterstützen und mal anders, erfrischender, an das Thema Menopause heranzugehen. Ohne Scham, mit Freude, den wichtigsten Infos und ganz viel Verständnis.

Dazu interviewe ich Frauen, die über ihre Beschwerden berichten, oder Frauen, die Hilfe in der Menopause anbieten. Denn Frau muss da nicht alleine durch, sie kann Hilfe annehmen.

Wird das Thema Wechseljahre nicht meist als zu negativ besetzt beschrieben?

Leider wird uns durch die Gesellschaft und die Medien immer noch suggeriert, dass nur junge, dynamischen Leute erfolgreich sein können. Das ärgert mich. Ich habe mal mit Anfang 30 einen Artikel in einer Frauenzeitschrift gelesen, wo eine Frau mit 50 Jahren ihren Job gekündigt und ein eigenes  Unternehmen gegründet hat. Das hatte mich damals sehr beeindruckt. Und letztlich ist es bei mir auch so: Ich habe mit 50 noch mal was Neues gestartet.

Das zum Thema Alter. Mit den Wechseljahren ging es mir auch so… Es ist in unserer Gesellschaft ein negativ besetztes Thema. Ich hatte am Anfang auch Angst  davor, Angst, alt zu sein, Angst, nicht mehr leistungsfähig zu sein, Angst, nicht mehr gesehen zu werden. Wo kam die Angst her? Bei mir durch Unwissenheit, und ich glaube, dass das bei den meisten Frauen so ist. Ich wusste so wenig über die Wechseljahre, dass sie mir wie eine große mysteriöse dunkle Blase vorkamen. Bis diese durch Aneignung von Wissen, mit Freundinnen darüber sprechen und meinen Blog schreiben, geplatzt ist.

Wer mehr weiß, weiß sich besser zu helfen.

Umso mehr das Thema Wechseljahre in den Medien oder im Gespräch mit deinen Freundinnen zu Hause stattfindet, umso normaler wird es auch.

Über Menstruation sprechen die jungen Frauen und wir ja jetzt auch ohne Scham. Das war nicht immer so.

Was erwartet Leser*innen auf Die Alte?

Viele Informationen über die Wechseljahre. Tolle Interviews von Frauen, die bereit sind, ihre Erfahrungen mit anderen Frauen zu teilen, um so zu ermöglichen, dass es der ein oder anderen nicht genauso geht. Dass wir von den Erfahrungen profitieren können. Dann gibt es noch Beiträge über Promi-Frauen, die ich persönlich interessant finde. Auch die kommen – wie wir alle – in die Wechseljahre. Und wenn sie in der Öffentlichkeit über die Menopause sprechen, dann hilft es uns, das Thema Wechseljahre zu enttabuisieren. Es gibt aber auch Themen wie Mode und Beauty oder Ernährung und Sport, also alles, was eine Frau in den Wechseljahren natürlich interessiert.

Wie wuppst du das alles? Woher nimmst du die Energie?

Das frage ich mich manchmal auch! Aber vielleicht liegt es daran, dass es mir ein Herzensthema ist und ich gerne Frauen helfen möchte, dass es ihnen nicht so geht wie mir. Ich möchte es nicht verheimlichen, die Wechseljahre sind nicht immer schön. Manchmal plagt einen das ein oder andere Symptom (aber man kann was dagegen tun, wenn man will). Aber es gibt auch so viel Gutes, was in den Wechseljahren passiert: Du hast keine Periode mehr, du hast keine PMS mehr und endlich die Chance, dein positives Selbstbild zu entdecken und das sind nur einige Dinge, die ich nennen möchte.

Aber es ist nicht so, dass ich immer Energie habe. Es gibt Tage, da merke ich ganz deutlich, dass ich zu viel gemacht habe und muss einen Gang runter schalten. Das Gute ist, dass ich das jetzt merke, vor fünf Jahren wäre ich noch über meine Grenze gelatscht und hätte die Signale meines Körpers nicht gehört. Auch das war ein Prozess in meiner Wechseljahresgeschichte, und ich habe gelernt, es anzunehmen, auch mal langsamer zu machen.

Deine drei besten Tipps fürs Älterwerden?

In Bewegung bleiben: Ich denke, das ist das A und O für Körper und Geist. Es muss nicht mehr der Halbmarathon sein. Lange Spaziergänge, Yoga oder Krafttraining tun es auch. Hauptsache Bewegung.

Gesunde Ernährung (möglichst pflanzenbasiert): Das war bei mir nicht immer so, und daran arbeite ich auch heute noch.

Neugierig bleiben: Bereit sein, Sachen im Leben zu ändern, wenn es an der Zeit ist, oder offen für Neues sein, wenn es auf einen zukommt. Sich nicht verschließen und sagen, „das habe ich schon immer so gemacht“ und sich in seiner Komfortzone verkriechen. Das nicht!

Mehr von Daniela unter DieAlte.de

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Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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4 Kommentare
  1. Vielen Dank für das lesenswerte Interview. Ich denke, als Hundebesitzerinnen sind wir ja immer gut in Bewegung. 🙂

    Und diese Angst vor den Wechseljahren? Wir sind doch die erste Generation, die die Chance hat, wirklich anders zu leben als unsere Mütter oder Großmütter. Und die hatten eine andere Einstellung zur Menopause. So habe ich das jedenfalls erlebt. Sehr sympathisch.

    Herzliche Grüße an euch beide. Sabina

    Jetzt gehe ich mal lesen….

    Antworten
    • Jaaa, das stimmt. Trotzdem wollte mit mir übrigens auch niemand wirklich darüber reden. Ich bin froh, dass es diese Plattformen gibt. Ich grüße dich herzlich! Ursula

      Antworten
  2. Ein sehr schönes lesenswertes Interview zu einem wichtigen Thema. Ich werde auf jeden Fall einmal auf dem Blog vorbeischauen. Ich bin jetzt 56 und meine letzten 10 Jahre waren meine intensivsten, ich fühle mich heute auch sichtbarer, stärker und besser denn je. Aber ich weiß, dass es nicht allen Frauen so geht und die müssen wir unterstützen. Ich selbst gehe mit allen Themen offen um, erzähle alles, was mich bewegt, allen, die es hören wollen oder auch nicht. Nichts ist peinlich, das hören meine Töchter seit 30 Jahren.
    Freue mich aufs Lesen
    Sigi

    Antworten
    • Und das ist eine so gute Weisheit, die du deinen Töchtern mit gibst. Ich bin so ganz anders erzogen worden und bin echt selber mit dem Thema gegen eine Mauer des Schweigens gerannt. Deshalb finde ich es um so besser, dass gerade viel aufgeklärt wird. Danke fürs Lesen, liebe Sigi. Herzlich Ursula

      Antworten

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