Frauen mit Stil – Nina Goldhammer

10. September 2022 | immer.kreativ, immer.schick

Es gibt ein paar Frauen, die so unaufgeregt cool sind, dass wir uns daneben etwas altbacken fühlen. So jemand ist ist Nina Goldhammer, Jahrgang 1971. Und so beschreibt sie sich selber: „Optimistin, Mutter der beiden weltbesten Jungs, unglaublich glücklich verheiratet mit dem Bassisten Marius Goldhammer, Schreibnatur, Bloggerin, Bestager Model, Autorin eines kleinen Buches, das bald rauskommt. Nach der üblichen Werbetexterinnen-Karriere arbeite ich heute freischaffend als Markenstrategin, als Model und bin mit meinem Lifestyle-Blog NINA GOLD unterwegs.“

Wie würdest du deinen Modestil beschreiben?

Berufsjugendlich mit leichtem Hang zu adidas-Sportklamotten.

Hat er sich über die Jahre verändert? Was ist dir dabei wichtiger als vor 20, 30 Jahren?

Ich glaube nicht, dass sich mein Klamottenstil großartig verändert hat. Ich habe in der Tat viele Sachen im Schrank, die ich so oder so ähnlich schon mit 15 im Schrank hatte.

Heute ist mir wichtiger, dass Klamotten wirklich zusammenpassen, damit ich nicht so viele davon brauche. Ich kaufe kein Leder mehr. Ich kaufe keine „Businessklamotten“ oder Pumps mehr, also nichts, um lediglich die Erwartungen anderer zu erfüllen.

„Heute in allen erdenklichen Wortbedeutungen um einiges cooler als ihr 35-jähriges Ich.“ schreibst du auf deine Website. Warum bist du cooler? Ist es wichtig, cool zu sein?

Also erst mal: Ja! Es ist mir bereits seit ich 15 oder 16 bin unglaublich wichtig, cool zu sein 🙂 Am liebsten irgendwo zwischen Blondie- beziehungsweise Debbie Harry- und Batman-cool. Wenn sich die Leute in ein paar Jahren im Lebensmittelladen nach mir umdrehen und sowas sagen wie „Guck mal, da ist die coole Oma wieder“ und mir überdies auf Instagram folgen, dann habe ich mein persönliches Lifestyle-Ziel erreicht. Alle anderen müssen für mich natürlich nicht cool sein, wie verrückt wäre das denn.

Coolness als innere Haltung

Der Satz von meiner Website bezieht sich weniger auf coole Outfits, sondern vornehmlich auf die innere Haltung: Die Zeit in meinen späten Dreißigern und Vierzigern kommt mir im Nachhinein so vor, als sei sie geprägt von vielen Unsicherheiten in meinen Beziehungen und einer Festanstellung, die überhaupt nicht zu mir passte. Heute würde ich nicht mehr versuchen, mich idiotisch agierenden Chefs anzupassen oder mich anders zu verhalten als ich das für richtig und angemessen halte.

Foto: Tomas Rodriguez


Je älter ich werde, desto mehr glaube ich daran, dass ich genau die richtigen Menschen treffe und genau den richtigen Weg mit ihnen gehe, indem ich einfach so bin, wie ich bin (und sie so, wie sie sind). Ich gehe gelassener mit den Unwägbarkeiten des Lebens um und habe deutlich weniger Ängste als noch vor fünf oder zehn Jahren. 

Was sollte jede Frau in diesem Herbst in ihrem Kleiderschrank haben?

Das, was sie in ihrem Kleiderschrank haben will.

Ist dir Slow Fashion wichtig?

Ja, aber ich tue mich unglaublich schwer damit, den persönlichen Wechsel von Fast- zu Slow Fashion zu vollziehen. Ich versuche weniger zu konsumieren und mich freizumachen von Trends – das klappt mal gut und mal gar nicht. Ich habe vor ein paar Wochen angefangen, Second Hand Klamotten zu kaufen und meine Garderobe so zu organisieren, dass sie aus Kleidung besteht, die eher die Kriterien „haltbar“, „immer passend“ und „fair/nachhaltig“ erfüllt, als „oh wie schön, das will ich haben!“ Aber ich finde das unglaublich schwer, vielleicht weil ich ein ziemlich impulsgesteuerter Mensch bin, der immer am Rande der Gedankenlosigkeit entlangschrappt, wenn er etwas macht, kauft oder plant. Bei Kosmetik gelingt mir das viel, viel besser.

Du bist ein Beauty Junkie, haben wir gehört. Was sind deine Lieblinge?

Ja! Ich feiere Menschen wie die Schminktante, die wirklich was davon verstehen, und ich könnte mich tagesfüllend mit Beautyprodukten auseinandersetzen. Meine aktuellen Markenlieblinge sind gitti und NUI Cosmetics, grundsätzlich kaufe ich fast nur vegane, tierversuchsfreie Produkte und nutze Naturfarben. Übrigens bin habe ich erst mit Mitte Vierzig richtig Spaß an Beauty entwickelt, das kam einfach durch meinen Blog und das Modeln. Ich bin ja noch in einer Generation aufgewachsen, in der es keine YouTube-Videos mit Schminktipps gab, daher kann ich bis heute auch keinen roten Lippenstift auftragen, ohne dass es laienhaft aussieht.

Mit deinen weißen Haaren bist du ein Role Model und It-Girl. Wie kam es dazu, warum färbst du nicht oder nicht mehr?

Haha, da rüber habe ich gestern einen Artikel geschrieben! Das hat sich einfach so ergeben, ich habe überhaupt nicht weiter darüber nachgedacht. Die Kinder waren klein, ich hatte einen stressigen Job als Creative Director in der Agentur, und ich hatte einfach keinen Bock mehr stundenlang beim Frisör zu sitzen und mir blonde Strähnen machen zu lassen. Mit Kleinkindern ist das alles andere als entspannt, außerdem war es auch noch teuer, alle vier Wochen den Kampf mit dem hellgrauen Ansatz aufzunehmen. Daher habe ich einfach aufgehört mit dem Färben – und erst viel später festgestellt, dass es ganze #greyhairjourney Bewegungen da draußen gibt.

Foto: Tomas Rodriguez

Heute liebe ich meine Naturhaarfarbe. Sie ist ein Geschenk.

Das Wort Kreativität fällt immer wieder bei dir? Warum?

Weil Kreativität uns alle retten wird. Unsere Welt verändert sich rasend schnell, deshalb sollten wir alle Kreativität intensiv einüben – unsere Vorstellungskraft ist unsere einzige, innere, angeborene, erneuerbare Energie. Warum nutzen wir sie so wenig?

Zudem ist Kreativität das Einzige, was uns alle vom Taschenrechner unterscheidet, sie findet auf der Gefühlsebene statt und bewegt uns ungefähr hunderttausendmal mehr als jedes Argument. Leider werden gerade in deutschen Unternehmen die vermeintlich guten Argumente oft als wichtiger eingeschätzt. Aber ich bin guter Dinge, dass es in den nächsten Jahren eine Renaissance des Gefühlezeigens und der Kreativität geben wird;-)

Wer mehr dazu lesen möchte, dem lege ich das Buch „Gott war ein Kreativer, kein Controller“ von Frank Dopheide sehr ans Herz – oder auch Neil Gaimans „Kunst ist wichtig“.  

nina-gold.de

Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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4 Kommentare
  1. Was für eine tolle Frau. Sie sagt so vieles, dass ich 1:1 unterschreibe.
    Klasse.
    Danke fürs Vorstellen. Ich tauch mit ihr ab in die Beautywelten.
    Liebe Grüße
    Nicole

    Antworten
    • Voll cool eben oder? Danke fürs Vorbeischauen. Liebe Grüße und schönen Abend Ursula

      Antworten
  2. Danke für das Interview liebe Ursula, eine mega interessante und tolle Frau und es ist so wie du schreibst, neben ihr fühle ich mich altbacken…
    Ich wollte auch immer so cool wie Debbie Harry sein und kann Nina in vielen Dingen zustimmen. Ich glaube sowieso, es gibt ein großes Umdenken in unserer Generation. Wir sind nicht länger mehr nur “ weibliche Bestager“, eine werbliche Zielgruppe, wir habe Gesichter, Stimmen, wollen Dinge verändern und bewegen und uns vor allen Dingen nicht verstecken, für das, was wir sind. Jede auf ihre Art. Und zusammen: eine starke Community.
    Herzliche Grüße und schönen Sonntag
    Sigi

    Antworten
    • Demnächst komme ich auf dich zu, du bist auch alles andere als altbacken <3<3<3

      Antworten

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