Sommer, Sonne – Lesen! Urlaubslektüre 2021

19. Juni 2021 | immer.kreativ

Hitzewelle in Deutschland: also nichts wie ab an den See, ins kühle Nass und danach im Schatten ein gutes Buch lesen. Oder auch zwei oder drei. Auch wenn Ihr das Glück habt, demnächst an einem Strand zu liegen, braucht Ihr vielleicht noch Tipps für die Urlaubslektüre? Aber sicher doch. (teilweise Rezensionsexemplare, Werbung unverlangt)

Los geht’s mit einem Buch aus dem Schweizer Kein & Aber Verlag, in dem es zufälligerweise auch um Ferien geht. In Max Küngs „Fremde Freunde“ treffen drei Paare und deren drei Kinder in einem Ferienhaus in Frankreich aufeinander. Eingeladen haben Jean und Jacqueline, denen das Anwesen gehört. Sie haben sich aber mit der Renovierung und Einrichtung finanziell übernommen. Deshalb hoffen sie, dass die beiden anderen Elternpaare, die sie eigentlich nur über die Schule der Kinder kennen, als teilhabende Partner einsteigen. Verwöhnen und überzeugen heißt also die Devise. Jean legt sich mächtig ins Zeug mit Kochen, der Weinauswahl und dem Anpreisen der eigentlich nicht besonders attraktiven Umgebung.

Da wären also der ewig jugendliche, etwas verwegene Schauspieler Filipp und seine Lebensgefährtin, die Sängerin Salome, und Bernhard und seine attraktive Frau Veronika, die kurz vor der Trennung stehen – das weiß natürlich keiner. Jeder Ferientag hat ein eigenes Kapitel, und natürlich geht alles nicht so glatt, wie es sich Jean und Jacqueline vorgestellt haben. Zwischenmenschliche Konflikte, Eifersüchteleien sind normal, aber auch weitere seltsame Ereignisse bringen einen Spannungsfaktor, der sich gut aufbaut. Fazit: elegante Ferienlektüre vom Feinsten in einer tollen Aufmachung.

Daheim

Judith Hermanns neuestes Werk „Daheim“ (S. Fischer) spielt am Meer und ist deshalb auch perfekt für die Urlaubszeit. Aber nicht nur, denn es ist großartig geschrieben und sehr vielschichtig. Die namenlose Ich-Erzählerin fängt mir 47 Jahren ein neues Leben in einem kleinen Haus an der Ostseeküste an. Von ihrem Mann ist sie getrennt, schreibt ihm aber trotzdem noch liebevolle Briefe. Er ist ein einsiedlerischer Sammler. Alle Charaktere in dem Roman sind komplex, vom Leben gezeichnet und leicht schrullig.

Arbeit findet sie in der Strandkneipt ihres Bruders, der in ein viel jüngeres seltsames Mädchen verliebt ist. Eine Freundin wird ihre Nachbarin, Künstlerin. Mit deren Bruder versucht sie eine Affäre. Das eigentlich wunderbar Poetische ist eine Art Rahmenhandlung. Die Ich-Erzählerin arbeitete vor Jahrzehnten in einer Zigarettenfabrik, eines Tages wird sie von einem Zauberer angesprochen, sie soll mit auf ein Kreuzfahrtschiff und da für ihn die Roller der zersägten Dame übernehmen.

Und dann ist da noch ihre Tochter, die sie los lassen muss… Entgegen schlechter Amazon-Rezensionen hat mich das Buch sehr berührt und es hat lange nachgehallt. Die Naturbeschreibungen, das Leben an der Küste, die liebenswerten Figuren mit Ecken und Kanten. Literatur eben. Volle Empfehlung.

Der französische Gast

Der Roman ist eine Wiederentdeckung aus dem Jahr 1953 und durchaus lesenswert. Dorothy Whipple erzählt darin die Geschichte der Familie North, die mit ihren beiden Kindern in einem Landhaus in der Nähe von London lebt. Durchaus glücklich. Ellen ist die perfekte Hausfrau und kümmert sich um alles. Die fast erwachsenen Zöglinge sind wohl geraten… Wäre da nicht ihre Schwiegermutter, die sich in London langweilt und sich zur Unterhaltung eine junge Französin in ihr Haus und ihr Leben holt. Diese wittert nach einer enttäuschten Liebe in Frankreich ihre Chance und umgarnt Verleger Avery, Ellens Ehemann.

1953 sagt irgendwie schon alles. Schuld an allem Unglück ist hier die hinterhältige Femme, während die brave graue Maus von Ehefrau an ihrem betrügerischen Mann nach wie vor hängt… Trotzdem viel Lokalcolorit, Zeitgeschichte und interessante Konstellationen.

Unter Deck

Und noch eine Neuerscheinung aus dem Kein & Aber Verlag: Sophie Hardcastle erzählt darin die Geschichte der Australierin Olivia, die nach einem traumatischen Erlebnis auf einem Segelschiff über die Kunst zurück ins Leben finden muss. Das ist bildgewaltig und in Farb- und Wortexplosionen beschrieben. Wer das Meer und Erzählungen über Frauenschicksale mag, ist hier genau richtig.

Weitere Tipps/Empfehlungen hier


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Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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4 Kommentare
  1. Einige interessante Bücher dabei. Danke für den Tipp! Liebe Grüße und eine schöne Woche!

    Antworten
  2. Hach, das freut mich sehr. Ja, da kommt man gut belesen durch den Sommer. Danke für deinen netten Kommentar und happy day. Ursula

    Antworten
  3. Hallo liebe Ursula,
    da hast Du ja interessante Bücher zusammengestellt. Zum Glück habe ich den Brunetti gerade ausgelesen und bin auf der Suche nach etwas Neuem für meinen Kindle. Danke für die Tipps.
    Viele Grüße und schönen Abend
    Sigrid

    Antworten
    • Das freut mich sehr, liebe Sigrid. Kann eigentlich alle wärmstens empfehlen. Wie war der Brunetti?
      Liebe Grüße Ursula

      Antworten

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