Nürnberg – zwischen Tradition und Moderne

03. Mai 2022 | immer.unterwegs

Als ich ein Kind war, sind wir oft in den Nürnberger Zoo gefahren, als Schülerin zur Burg und in die Folterkammer. Später gab es in Nürnberg längst einen Zara, in Regensburg nicht. Also rein in den Zug, raus und in die Fußgängerzone zum Shoppen. Danach wieder rein in den Zug und ab nach Hause. (Der Artikel entstand in Kooperation mit der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg.)

Erst jetzt durfte ich die Frankenmetropole richtig erleben und bin begeistert von der Vielfalt zwischen Geschichte, Tradition und Moderne. Relativ neu ist die Web-App Nürnberger Quartiere, anhand der ich das Ende April freigeschaltete Viertel Handwerkerhof gleich neben dem Hauptbahnhof erkunden durfte. Die App muss man sich nicht herunterladen, sondern tippt einfach in den Browser des Smartphones die Adresse quartiere-nuernberg.de ein (oder scannt den QR-Code), gibt seinen Standort frei, klickt auf das jeweilige Quartier und los geht’s.

Der Handwerkerhof

Unterteilt ist das Ganze dann in Kulinarik, Museen & Galerien, Geschichte & Sehenswürdigkeiten, Übernachten, Shopping und Kurioses. Aber mal der Reihe nach: Übernachten durfte ich im Hotel Victoria, gleich neben dem Handwerkerhof. Es beherbergt seit 1896 schon Reisende aus aller Welt. Das 4-Sterne-Haus punktet mit modernem Komfort direkt am Rand der Fußgängerzone, von wo aus man per pedes die ganze Altstadt erkunden kann. Vom Bahnhof aus ist man in fünf Minuten da, eine Parkgarage ist ebenfalls vorhanden, die kostet allerdings extra.

Hotel Victoria

Unter der Leitung von Sabine Powels wurde das Haus seit 1996 grundlegend renoviert, jedes Zimmer hat ein bestimmtes Motto, das sich in der Wandbemalung spiegelt. An der Rezeption mit sehr zuvorkommenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann man sich ein zusätzliches passendes Kopfkissen holen. Aber ganz begeistert war ich vom Frühstück. Exzellenter Service, Freundlichkeit und alles, was das kulinarische Herz begehrt: Räucherlachs, frisch zubereitete Eierspeisen, vegetarische Aufstriche und Smoothies, Bircher Müsli mit frischem Obst und kleine Salate im Weckgläschen. Alles frisch und Zero Waste. So beginnt der Tag gut.

Kulinarik und Shops im Handwerkerhof

Im ehemaligen Waffenhof unter dem Königstor- oder auch Frauentorturm kann man so viel mehr entdecken als man denkt. 1971 gegründet sollte der Handwerkerhof als neue Touristenattraktion in Bahnhofsnähe dienen, aber auch Einheimische sollten sich hier ruhig näher umsehen. Er ist übrigens jetzt auch am Sonntag ab 10 Uhr geöffnet, was viele nicht wissen. Auf engstem Raum in kleinen Fachwerkhäuschen finden sich Geschäfte, Handwerksbetriebe, und der Magen kommt auch nicht zu kurz: Traditionell geht es um die Wurst im Bratwurst Glöcklein, einheimischen Rebensaft genießt man in der Fränkischen Weinstube, modern und vegetarisch essen und trinken geht im neu eröffneten Café in der 12. Und abends wird gechillt mit Blick auf den Fußgängerstrom vom Bahnhof im Balkon.

Altes und neues Handwerk

Traditionelles typisches Blechspielzeug, Lederwaren oder Zinn: im Handwerkerhof kann man eintauchen in die Vielfalt des Handwerks und Alltagsgegenstände oder Geschenke erstehen, die besonders sind. Auch feinste Lebkuchen und Pralinen, Holzbrandmalerei und Glaskunst findet man hier. Mit Claudia Mallmann von der Kerzenwerkstatt durfte ich ein sehr nettes Gespräch führen, in dem sie mich mit ihrer Begeisterung für echtes Bienenwachs und hochwertiges Parafin ansteckte. Hier können Kinder und Erwachsene selber kreativ werden und Kerzen ziehen und verzieren. Weitere Spezialitäten sind Gewürz- und Engelskerzen.

Ihre Kollegin aus der Töpferei Beckert gegenüber ist mit am längsten im Handwerkehof und gestaltet seit Jahren auch die Keramiken für Friedrich Hundertwasser-Projekte, die auch nach seinem Tod weiter entstehen.

Stempel, Siegel, wunderschöne Notizbücher und phantasievolle Gruß- und Postkarten: 2019 ist Lotte Grunow mit ihrer Papierwerkstatt Anemoi aus Gostenhof in den Handwerkerhof gezogen. Eine bunte phantasievolle Welt hat sie hier aufgebaut, in die man wie verzaubert eintaucht. Die Inhaberin ist gelernte Grafikerin und entwirft und produziert fast alles selber, was hier angeboten wird.

Bocksbeutel-Stube im Pillhofer und das Kokoro

Herzhafte Klassiker der fränkischen Küche und leichte Bio-Gerichte in urigen Räumlichkeiten kann man direkt gegenüber dem Handwerkerhof neben dem Hotel Victoria erleben. Das Pillhofer ist übrigens auch Hotel, und wenn es warm ist, kann man im Biergarten an der Fußgängerzone sitzen. Ich habe das Schwammerl-Gulasch mit Brezenknödel gegessen und war begeistert. Die Sauce war angenehm leicht und wunderbar gewürzt.

Am Klarissenplatz neben dem Neuen Museum und an der Rückseite des Victoria befindet sich das japanische Restaurant Kokoro, was so viel wie Herz auf Deutsch bedeutet. Von Sushi über Fisch-Carpaccio, hier schlägt das Feinschmeckerherz höher, und das zu sehr moderaten Preisen. Bei gutem Wetter kann man auch draußen sitzen. Das Spargel-Yakitori und der gegrillte Lachs waren hervorragend, die Portionen üppig.

Neues Museum und der Klarissenplatz

Nach so viel Genuss und Shoppen braucht auch das Gehirn Nahrung, und die findet es im Neuen Museum, das moderne Gemälde, Design und Kunst am Bau beherbergt. Das war übrigens die erste große Arbeit des Berliner Stararchitekten Volker Staab, mit der er sich klar in einem Wettbewerb der Bayerischen Staatsregierung durchsetzte. Auch der Klarissenplatz wurde so neu belebt und mit einbezogen. Die alte Stadtmauer und der Handwerkerhof treffen hier in der Spiegelung der Glasfassade auf kühne Art auf modernes Design. Das Haus selber vereint verschiedene Kunstsammlungen und wechselnde Ausstellungen. Auch ein Besuch des Museums-Shops ist sehr zu empfehlen. (siehe Fotos unten)

Frühlingsherrlichkeit auf der Kaiserburg und das Stadtmuseum im Fembohaus

Verlässt man das Hotel Victoria nach links Richtung Zentrum kann man wunderbar an vielen historische Gebäuden wie der Lorenzkirche, dem Hauptmarkt oder der Sebalduskirche Richtung Kaiserburg spazieren. Bevor man aber hoch geht, ist ein Besuch des Stadtmuseums im Fembohaus, dem einzigen unzerstörten Patrizierhaus aus der Renaissance, sehr zu empfehlen: knarzende Holzböden, originales Mobiliar, Kunst und Hörstationen sind hier versammelt. Die Vergangenheit Nürnberg wird hier so fassbar, dass man sich der Gegenwart entfremdet fühlt.

Zur Erholung ging es dann in die Burggärten, die gerade im Frühling in aller Herrlichkeit erblühen. Von hier aus hat man auch die beste Aussicht auf das Dürerhaus und die Altstadt im Ganzen. Im Museum der Kaiserburg wird die Geschichte der ehemaligen Herrscherdynastie lebendig. Das Quartier Burgviertel wird übrigens im Juni 2022 frei geschaltet.

„Ich zeig dir meine Stadt“

Das war das Motto einer 24-stündigen Tour durch Nürnberg, die ich Ende März mit der lieben Sigrid Klede vom Blog my-lovely-cosmos.de unternehmen durfte – auch auf Einladung der CTZ Nürnberg. Sigi zeigte mit anhand der Quartiers-App den Weinmarkt und den Augustinerhof. Wir durften eine Turmführung in der Sebalduskirche erleben und erhielten eine Tour durch das Museum der Zukunft, einem Ableger des Deutschen Museums.

Übernachtet habe ich im kleinen feinen Boutique-Hotel Elch, mitten im Quartier Weinmarkt parallel zur Weißgerbergasse, wo wunderschöne alte Fachwerkhäuser zu finden sind. Nürnberg wurde im Zweiten Weltkrieg zu 95 Prozent zerstört. Hier sind noch einige sehr alte Gebäude erhalten.

Kleine Geschäft und Cafés reihen sich hier aneinander, die allesamt einen Besuch wert sind. Angefangen mit der Kaffeerösterei Bergbrand, die unter anderem fairen Kaffee im Sortiment hat, Karin Suchanka mit ihrem handgearbeitet Täschchen und Seidentüchern, dem DelikatEssen mit einer herausragenden Palette an Gewürzen und Feinkost oder der kleine Galerie Slow Art. Gegenüber dem Spielzeugmuseum findet sich das süße kleine Caf(f)e Centrale Constantin, um einen schnellen Espresso zwischendurch zu nehmen.

Modern und stylish: der Augustinerhof

Eine Wellness-Oase mitten im Augustinerhof, einem recht neuen Quartier, ist der Flagship-Store von Retterspitz, der Kräutermedizin, die bereits seit 120 in deutschen Apotheken vertreten ist und sein Sortiment um einiges erweitert hat. Lange gab es nur zwei Kräuterelixiere: eines zur äußeren Anwendung bei Prellungen oder Ähnlichem und eins für Magenprobleme für innen sozusagen.

Gegenüber das Hotel Karl August und die Café-Konditorei Pique Nique, die feines französisches Gebäck, Macarons, Éclairs, Zimtschnecken oder Bagels anbieten. Alles was man dort kauft, kann man auch in der stylishen Lobby des Hotels verzehren.

Im relativ neuen Deutschen Museum der Zukunft könnte man sich stundenlang aufhalten. Es ist ein interaktives Museum zu den Themen „Arbeit und Alltag“, „Körper und Geist“, System Stadt, System Erde und „Raum und Zeit“. Motto ist hier, raus mit den Schätzen aus den Schaukästen. Hier kann man vieles sleber ausprobieren, ein Roboter-Robbenbaby streicheln, das vor Vergnügen nette Geräusche von sich gibt, sich ein Baby nach genetischen Eigenschaften „zusammenstellen“ oder ein solarbetriebenes Auto besichtigen.

Gespeist haben wir dann in Alexander Herrmanns Fränk’ness in der Königstraße, bevor wir noch im Nürnberger Staatstheater vor der Vorstellung eine Führung unter anderem durch den Kostümfundus bekamen. Ein gefundenes Fressen für uns Modefans natürlich.

Faire Stadtführung

Besonders schön und interessant war am nächsten Tag eine Führung zum Thema Nachhaltigkeit von StadtFairFuehrungen.de. Andrea Keidel-Rechsteiner zeigte uns den ersten Laden mit Bio-Bratwurst, ein inklusives Café am Hauptmarkt, das Tante Noris, Secondhand-Läden und das Core mit fairer Mode aus Nürnberg. Antikes Spielzeug wird repariert und verkauft in der Puppenklinik von Peter Groß am Unschlittplatz. Der älteste Bioladen Nürnbergs, das Lotos, ist malerisch am Fluss gelegen.

Allerlei Geschichtliches etwa zu den Salzstadeln, der Straße der Menschenrechte beim Germanischen Nationalmuseum oder zum Klima-Camp gegenüber der Sebalduskirche wusste die kundige Führerin darüber hinaus zu erzählen. Genauer erklärte sie auch den Ehebrunnen im Quartier Jakobsmarkt, das Ihr hier mit Sigi ausführlich erkunden könnt.

In ihrem Intro zur Reihe „Ich zeig dir meine Stadt“ führt uns Sigi auch durch ihr trendiges Viertel Gostenhof und gibt tolle Tipps dazu. Den Beitrag findest du hier. Und wie sie den Tag mit mir erlebt hat? Mehr dazu hier.

Und jetzt wünschen wir euch viel Spaß beim Erkunden der Nürnberg Altstadt mit der Web-App Nürnberger Quartiere!

Tipp: mit der NürnbergCard, die man sich jetzt auch einfach auf’s Handy laden kann, hat man für nur 33 Euro einmaligen Zugang zu vielen Museen, weitere Rabatte und kann 48 Stunden lang alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen! Mehr dazu hier.

Vielen Dank an dieser Stelle für die perfekte Organisation!

Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg 

Verkehrsverein Nürnberg e.V. 
Frauentorgraben 3/IV 
D-90443 Nürnberg, tourismus@nuernberg.de

Tel. +49-(0)911 2336-0

Freizeit-Tipp: ab ins Grüne!

Ganz zum Schluss bin ich noch zum Wöhrder See gefahren, einem Naherholungsgebiet mit Strand, Joggingparadies und vielem mehr. Ein kleine Oase nah am Zentrum. Wer also mal vom Großstadttrubel eine kleine Auszeit braucht 😉

Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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2 Kommentare
  1. Liebe Ursula, ein wunderbarer Beitrag über „mein“ Nürnberg. Und obwohl ich Dich ja auch einen Tag lang durch Nürnberg führen durfte, konnte ich in Deinem Beitrag auch Neues entdecken. Das Café in der 12 kannte ich bislang noch nicht, und dass Anemoi so eine entzückende Dependance im Handwerkerhof hat wusste ich auch nicht. Danke für Deine Tipps und herzlichen Dank, dass Du meiner Einladung gefolgt bist.
    Ich freue mich auf den Gegenbesuch in Regensburg.
    Viele Grüße
    Sigi

    Antworten
    • Guten Morgen, liebe Sigi. Ohne dich hätte ich das alles sicher nicht so schön und gut erlebt! Es hat so viel Spaß gemacht. Und dein Konzept mit „Ich zeig dir meine Stadt“ ist einfach toll. Hoffentlich können wir es bald im schönen Regensburg umsetzen. Bin ein bisschen verliebt in Nürnberg, und es ist ja gut, dass es nicht weit weg ist. Ich komme definitiv wieder. Alles Liebe und danke nochmal für alles. Ursula <3

      Antworten

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