Kunst und Kultur in Český Krumlov – ein Sommermärchen
Anfang Mai durfte ich ja schon einmal in das südböhmische Städtchen reisen, nun bin ich mit meinen Reisegefährtinnen Sigi und Katrin zum Kultursommer zurückgekehrt. Český Krumlov ist auch in der warmen Jahreszeit eine Reise wert, wir können es nur empfehlen. Das Gute ist oft näher als man denkt. (Pressereise)*
Egon Schiele
Als glühende Schiele-Verehrerin bin ich vor rund 30 Jahren schon einmal hier gewesen. Obwohl der österreichische Maler, dessen Mutter aus Krumau stammte, als Erwachsener nur ein paar Monate in Český Krumlov weilte, hat er überall seine Spuren hinterlassen. Er kannte es aus seiner Kindheit und Jugend und kehrte im Sommer 1910 mit seinen Malerkollegen Erwin Osen und Anton Peschka zurück. Die unkonventionellen Künstler erregten auch dann schon Aufsehen. Aus finanziellen Gründen kehrte er aber über den Winter nach Wien zurück.
Das Atelier oder Gartenhaus Schieles mit Café und wechselnden Ausstellungen
Mit seiner Lebensgefährtin Wally verbrachte Schiele 1911 ein paar Monate im Städtchen. Sie bezogen das Gartenhaus des kunstsinnigen Kaufmanns Max Tschunko. Dort konnte er sich sogar im Freien seinen Bildern widmen. Das wurde erstens nicht so gern gesehen, da er in wilder Ehe mit Wally lebte. Außerdem malte er seine oft minderjährigen Modelle nackt. Ein echter Skandal, der es wahrscheinlich auch heute noch wäre. Schon im August verließen die beiden gezwungenermaßen wieder die Stadt.
„Ich will nicht an Krumau denken, so lieb habe ich die Stadt, aber die Leute wissen nicht, was sie tun.“
Weltberühmt wurden seine Krumauer Ansichten in großformatigen Gemälden trotzdem. Das Gartenhaus am Stadtrand ist in den Sommermonaten geöffnet. Es gibt ein kleines Café und im zweiten Stock Ausstellungen anderer Künstler. Ein inspirierender Ort, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Schiele Art Centrum
Mehr über Schiele erfährt man am besten im großzügigen Egon Schiele Art Centrum, in einer ehemaligen Brauerei. Neben Fotos findet man dort einen umfangreichen Museumsshop, original Möbel, Briefe, Grafiken und die Annäherung der japanische Künstlerin Ikuko Miyazaki, die vor allem die Frauen in Schieles Leben und Werk interessieren.
Aber auch andere zeitgenössische Künstler stellen hier regelmäßig aus. Bis Herbst sind noch Werke des Multitalents Vladimir Franz und seiner Frau Ida Saudková zu sehen. Zum 110. Geburtstag von Jiri Kolár gibt es außerdem noch eine weitere Ausstellung. Der Sumava-Fotograf Josef Seidel ist hier natürlich auch vertreten. Über das großartige Museum in dessen Wohnhaus und Fotoatelier habe ich bereits hier berichtet. An dieser Stelle empfehle ich euch nochmals die CK CARD, mit der man Eintritt in das Seidel Museum, das Schiele Art Centrum, das Stadtmuseum, Schlossturm und Schlossmuseum und das Klostermuseum erhält. Erhältlich im Info Centrum am Marktplatz.
http://www.esac.cz/cz/egon_schiele_art_centrum/
Barocktheater und Festival
Ein echtes Kleinod im Weltkulturerbe Český Krumlov ist das Schloss-, beziehungsweise Barocktheater, in das der Adel über die Mantelbrücke ohne nass zu werden, gelangte. Mit seiner originalen Bühnenmaschinerie und seinen Originalkulissen ist es europaweit einzigartig und eines der vier weltweit am besten erhaltenen Aufführungsorte seiner Art.
Seit 2008 ist es in ein internationales Musik Festival integriert. Wir durften in der Fürstenloge, unten ist Holzklasse angesagt 😉, Platz nehmen und erlebten einen einzigartigen Abend mit dem Collegium Floreum und Musica Florea unter der Leitung von Marek Štryncl. Die Inszenierung der Zarzuela, einer vergessenen spanisch-barocken Operngattung, hatte Regisseurin und Choreografin Andrea Miltner zusammen mit spanischen Musikwissenschaftlern und Musikern übernommen. Tänze, lange Arien und Volkslieder verwoben sich zu einer Erzählung über den Krieg zwischen Olympischen Göttern und Giganten, vertont durch Sebastián Durón.
Das Ganze war so mitreißend und kurzweilig, dass wir zwischendurch beim Kerzenschein richtiggehend ergriffen waren. Gelegenheit, unvergessliche Konzerte in dem barocken Kleinod zu verbringen gibt es noch vom 20. bis 22. September 2024. Dann findet das sogenannte Festival der Barockkünste zur Feier Alter Musik statt.
Das internationale Musikfestival findet übrigens jeden Sommer an verschiedensten Aufführungsorten über die ganze Stadt verteilt statt. Auch mit kostenlosen Freiluftkonzerten für Kinder zum Beispiel im Klostergarten.
Freilufttheater mit drehbarem Zuschauerraum im Schlosspark
Ein weiteres kulturelles sommerliches Highlight ist das Freilichttheater mit drehbarem Zuschauerraum im idyllischen Schlosspark. Das südböhmische Theater führt hier verschiedene Stücke auf, unter anderem auch ein modernes Tanztheater über Egon Schiele.
Wir erlebten einen Schwank über das Leben und die Frauen Heinrichs des Achten, der dank eines Doppelgängers aus dem Volk doch noch zu einem Stammhalter kommt.
Der Effekt, wenn die Schauspieler von den Scheinwerfern angestrahlt aus dem Park heraus auf einen zukommen, ist in den ersten Szenen atemberaubend und hält auch vor. Die Tribüne wird praktisch zu den verschiedenen Schauplätzen hin gedreht, europaweit einzigartig.
Über einem die Sterne – Kultur und Natur vom Feinsten.
Für Kurzentschlossene: vom 23.8. bis 8.9. gibt es noch Bram Stoker’s Dracula zu erleben.
Das Schloss mit einer Führung auch innen zu besichtigen, ist sicher auch immer eine gute Idee. Wir waren von der historischen Einrichtung wirklich beeindruckt und konnten in vergangene Zeiten eintauchen. Danke an unseren kundigen Schlossführer Stanislav Jungwirth, mit dem ich im Mai ja schon eine Stadtführung erleben durfte.
https://www.otacivehlediste.cz/de
Kontemplation im Klostermuseum
Ruhe und Entspannung findet man zum Beispiel im Klostergarten und dem Museum, das eigentlich aus Kapellen, einer Kirche, Katakomben und Kreuzgängen besteht. Drinnen herrscht angenehme Kühle und eine mystische Stimmung, draußen viel Grün und Ruhe. Während des Musikfestivals wird die Ruhe natürlich etwas mit Konzerten unterbrochen 😉
Spaß auf dem Fluss
Wer die Stadt auf den Wellen der Moldau mal aus einer anderen Perspektive erkunden will, dem kann ich eine Floßfahrt empfehlen. Die Flößer erzählen viel zur Stadtgeschichte und versorgen einem mit Getränken. Abfahrt ist gegenüber der Badestelle im Stadtpark. In der Moldau kann man übrigens gut schwimmen, die rötliche Farbe kommt von eisenhaltigem Gestein.
Hotel Bellevue
Angenehm schlafen lässt es sich im historischen Hotel Bellevue mit modernem Frühstücksraum, stylisher Lobby und schönem Innenhof zum abendlichen Relaxen. Mein Zimmer unterm Dach hatte einen wunderbaren Blick auf die Gasse, den ich morgens und abends sehr genossen habe. Romantisch einfach.
Auch das Frühstück ließ keine Wünsche offen, und täglich war für Abwechslung, was die Eierspeisen betrifft, gesorgt. Warmes Gemüse, wechselnde Aufstriche, Bircher Müsli und verschiedene leckere Aufstriche… Hier kann man sich stärken für die Tage in der Stadt.
Hotel Bellevue
Latrán 77
38101 Český Krumlov
https://www.bellevuehotelkrumlov.cz
Restauranttipps
Das Papa’s Living Restaurant hatte ich euch im Mai schon vorgestellt. Auch das Essen dieses Mal war wieder hervorragend. Gut gegessen habe wir auch vegetarisch im Laibon mit sehr nettem Chef und idyllischer Terrasse an der Moldau.
Traditionell und mit sensationellem Blick auf die Mantelbrücke: das Restaurant und Hotel zur Mühle (https://www.krumlovskymlyn.cz/), auch dort haben wir lecker gespeist.
„Geheimtipps“
Und wenn abends die Touristenbusse weg sind, einfach mit einem kühlen Getränk an die Moldau setzen. Oder mal ganz andere Wege einschlagen und Gassen und Wege entdecken, die in keinem Führer auftauchen. Zum Beispiel auf der anderen Moldauseite oder stadtauswärts.
Ich komme sicher wieder…
https://www.ckrumlov.info/de/cesky-krumlov
*Individuelle Pressereise in Kooperation mit CzechTourism Deutschland und Crystal Communications.
Mehr Informationen und kostenloses Infomaterial für Ihre Reise nach Tschechien bei www.visitczechia.com
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