Minimalismus – Teil 2: der Kleiderschrank

28. Juli 2024 | immer.dasleben, immer.schick

Die Ordnung in der Küche hält noch einigermaßen. Inzwischen haben wir eine neue Spülmaschine, der alten war es wahrscheinlich zu ordentlich. Alles wurde hübsch neu eingepasst, und sogar eine Wand wurde neu gestrichen. Genau dieses Feeling wünsche ich mir nun für meine Klamotten.

Aber ihr merkt vielleicht schon an dem großen zeitlichen Abstand zum ersten Teil dieser „Serie“, dass es in Sachen Kleiderschrank nur zäh voran geht. Besonders in meiner Instagram-Anfangszeit war aber alles noch weitaus schlimmer. Die vielen Bilder mit tollen neuen Kleidern hatten eine solche Wucht, dass ich ständig am Bestellen war.

Sale-Zeiten waren besonders schlimm. Da wurde vor allem beim Spanier mir dem großen Z wild durcheinander Klamotten gekauft, die ich natürlich nie angezogen habe.

Deshalb mein erster Rat: Fast-Fashion-Apps vom Handy löschen. So kommt frau nicht in Versuchung, aus reiner Langeweile durch zu scrollen und Sachen zu bestellen.

Warum kaufen wir überhaupt?

Weil es unser Belohnungszentrum anwirft, da ist Dopamin im Spiel. Die Ernüchterung kommt aber meistens einen Tag nach dem Auspacken. Mehr dazu im Interview mit Janine Dudenhöfer, die Beratungen genau zu diesen Themen anbietet.

Die Kondo-Methode

Deshalb empfehle ich auch ein regelmäßiges Kleiderschrank Detox, um wieder zu sehen, was wir eigentlich alles schon angehäuft haben. Marie Kondo ist da ganz radikal: alles, wirklich alles aus allen Schränken und Truhen wird hier erst einmal auf einen großen Haufen geworfen – oder gelegt. Jedes einzelne Teil wir dann in die Hand genommen, und es wird geprüft, ob es einem wirklich Freude bereitet. Das Herz zum Strahlen bringt… Oder es mit Freude erfüllt.

Falls nicht, wird sich bedankt, und es wird aussortiert. Klingt alles vollkommen logisch oder? Praktisch aber gar nicht so einfach. Auch die Falterei danach. Marie macht alles zu kleinen handlichen Päckchen. Ordnung ist eben hier fast das ganze Leben. Mir fast zu radikal. Und was passiert mit der ganzen aussortierten Kleidung? Vieles ist mir zum Verschenken oder für die Altkleidersammlung zu wertvoll. Das Einstellen auf Plattformen wie Vinted ist mühsam und kostet Zeit und Nerven.

Genauso wie der Verkauf auf dem Flohmarkt. Ein ganzer Tag geht drauf. Mindestens. Und mehr als 5 Euro will hier auch selten jemand bezahlen.

Die Lösung liegt eigentlich ganz nah: nichts mehr oder nicht mehr so viel kaufen!

Ein Interview mit Nina

Sie hat es getan oder tut es immer noch. Bloggerin und Model Nina Goldhammer kauft ein Jahr lang keine neuen Klamotten. Und hat natürlich meine vollste Bewunderung. Ich durfte sie dazu befragen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Jahr nichts zu kaufen?

Ich hab schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir jedes Jahr im Januar eine persönliche Herausforderung für das Jahr zu suchen, die mich richtig challenged. Da ich mich aktuell viel mit dem Thema Minimalismus beschäftige, war es klar, dass die Herausforderung 2024 eine werden wird, die mir wieder zu mehr Klarheit und weniger Kram verhilft. Und da war der eigene Kleiderschrank naheliegend – zumal ich auch das Gefühl hatte, zu viel zu impulsiv zu kaufen und dabei keinen Schritt näher an einen persönlichen, nachhaltigen Stil zu kommen.

Hast du es bereut?

Nein. Als Model und Content Creator brauch ich manchmal spezielle Klamotten, beispielsweise weil sie am Set gefordert werden. Das ist dann schon nicht einfach zu lösen. Aber bis jetzt komme ich ganz gut zurecht, und die Vorteile überwiegen (mehr Geld, weniger Fast Fashion, mehr eigener Stil statt Trends, weniger kleine Entscheidungen zu treffen …)

Was ist die größte Herausforderung damit?

Siehe oben. Eine weitere Herausforderung ist, dass einige meiner Sportklamotten gerade auseinanderfallen und ich sehr gerne neue Turnschuhe hätte. 😁Überhaupt sind Schuhe bei mir seit Jahren die größte Challenge, gefühlt habe ich nie die richtigen.

Wie fühlt es sich an nach einem halben Jahr?

Gut! Es ist Routine beziehungsweise inzwischen total normal geworden. Ich habe nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlt, sondern sortiere eher weiter aus. Nach dem Urlaub hab ich zwei Kleider ausgemustert, weil sie einfach nicht zu mir passen und ich mich unwohl darin fühle.

Machst du weiter?

Bis Ende Dezember auf jeden Fall. Danach suche ich mir eine neue persönliche Herausforderung für 2025 und kaufe wieder Kleidung und Schuhe ein. Aber dann deutlich achtsamer, nach einer Bedarfsliste, hochwertiger, nicht mehr nach Trends, sondern nach meinem persönlichen Styleboard.

Danke, liebe Nina, du bist mein Vorbild!

Und hier geht’s zum Bestseller von Marie Kondo (Affiliate Links!)

Zwei weitere Bücher möchte ich euch noch vorstellen. Der erste Tipp stammt auch von Nina.

Perlen statt Plunder

Schon der Titel ist doch einfach genial oder? Es geht um Reduktion, sich ab und zu etwas wirklich Gutes und Schönes zu gönnen und das dann zu zelebrieren.

Das Ziel

Abgesehen von ein paar Erinnerungsstücken, die frau auch hübsch drapieren kann, sollte alles, was wir im Schrank haben, von Herzen geliebt sein. Das heißt, aufmachen, wahllos hineingreifen und mit allem glücklich sein, das einem in die Hände fällt.

Räum dich glücklich!

Das ist ein komplettes Aufräum-Konzept für alle Lebensbereiche. Anika Schwertfeger hat eine richtige Ausbildung und ist überzeugt davon, dass sich durch Ordnung alles regeln lässt und wir dann ein glücklicheres Leben führen können.

Aber…

… was ist nun mit den Blumenkleidern aus der vorletzten Saison, die mein Herz immer noch höherschlagen lassen, ich aber nicht mehr anziehe? Was mit denen, die nur zu glamourösen Dinner-Dates passen, zu denen ich gar nicht eingeladen bin oder auf die ich gar keine Lust habe? Werde ich irgendwann auf dem Land leben und entzückend als Oma in dem Hippiefummel und der dicken Strickjacke aussehen? (Instagrammable sozusagen 😉)

Und warum schaffe ich es nicht, rund um mein Bett, KEINEN Kleiderberg anzuhäufen, der aus Sachen besteht, die ich nochmal anziehen kann, es aber irgendwie nicht zurück in den Schrank schaffen? (Zu müde, zu stressig, zu keine Zeit…)

Es ist ein Kreuz, und es ist und bleibt schwierig. Und ich habe noch keine wirkliche Lösung – abgesehen davon, nichts oder viel weniger zu kaufen.

Wie es mit meinen Büchern, dem Klavier und dem Wohnzimmerkrimskrams weiter geht… Interessiert es euch? Dann gibt es vielleicht noch einen Teil 3. Aber nur vielleicht…

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Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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8 Kommentare
  1. Guten Morgen,

    ich kann dazu nur sagen: capsule wardrobe. Hochwertiger kaufen und nur Sachen, wo Du weißt, dass Du sie lieben wirst.

    Keine „ es kostet nur 30 EUR“ Käufe. Je mehr Sachen Du hast, desto weniger trägst Du sie.

    Prinzipiell nur online bestellen. Dann hast Du immer noch 14 Tage Zeit die Sachen zurückzusenden und genug Zeit um zu überlegen, ob es wirklich das ist was Du liebst, brauchst und was zu Deiner anderen Garderobe passt.

    Das macht es auch einfacher beim Waschen und die Teile sind untereinander kombinierbar.

    LG Katharina

    Antworten
    • Liebe Katharina, ich stimme dir zu. Allerdings kaufe ich sehr gerne live in einem Laden, probiere an, kann die Qualität „anfassen“. Und eine gute Beratung im Geschäft ist auch Gold wert. Ich muss einfach immer noch mehr ausmisten. Mich trennen. Vieles passt nicht mehr. Aber 1000 Dank fürs Lesen! Ganz herzliche Grüße Ursula

      Antworten
  2. Guten Morgen liebe Ursula, Danke für diesen Beitrag, denn ich befinde mich auch genau an so einem Punkt: zu viel Plunder. Das letzte Jahr war schlimm. Vielleicht weil mein Vater gestorben, meine Tochter ausgezogen ist. Ich habe keine Ahnung. Habe schon so viel aussortiert und es ist immer noch reichlich vorhanden. Zugegeben, ich kaufe auch viel SecondHand, das macht die Situation in meinem Schrank jedoch nicht besser. Die Apps löschen, war ein toller Tipp und jetzt geht es ans nicht wie blöd losrennen und Krams kaufen oder bestellen! Vielleicht ist ein Lösungsansatz der, sich was anderes zu suchen 😂 was nachhaltig ist und wirklich happy macht! Ich suche noch 😉 Auf jeden Fall hört das Kaufen erst einmal auf, da operiere ich wie mit meiner Alkoholsucht: Heute kaufe ich nichts!! Viele Grüße Trina

    Antworten
    • Liebe Trina, das ist ein guter Ansatz. Heute NICHT. Und Instagram macht es einfach auch schwer. Was frau da alles sieht! Ja, und Kaufen regt einfach unser Belohnungszentrum an. Ich muss mehr wandern, raus in die Natur. Danach bin ich so fertig, da denk ich an gar nichts mehr. Kopf leer sozusagen. Wir schaffen das. Und frei nach Nathalie vielleicht so: Ein Leben ohne Klamotten kaufen ist keine Qual, sondern bedeutet Freiheit! In diesem Sinne eine schöne neue Woche! Ursula

      Antworten
      • Danke Dir! Ich fahre jetzt zum Sport und Spa! Das hilft mir auch sehr, also Bewegung – muss kein Hochleistungssport sein. Weißt Du, warum ich Dich mag? Obwohl ich Dich eigentlich nicht kenne?! Weil Du keine Moralapostel bist. Du versuchst und gibst Tipps, aber Du hast dabei keinen erhobenen Finger, also auf Insta nicht. Das mag ich! Danke dafür. Und nu schwinge ich mich aufs Fahrrad!

        Antworten
        • So soll es sein. Das freut mich wirklich sehr, liebe Trina! Ursula

          Antworten
  3. Liebe Ursula,
    ich denke jeder muss da für sich sein eigenes System finden, ich selbst habe noch nie viel auf Trends gegeben und kaufe, wie du weißt, ja auch kaum etwas. Ich habe ja genug.
    Und da bin ich ganz bei Nina, nur so kann man einen eigenen Stil entwickeln.
    Der ist bei mir in 50% der Fälle die Weste, die du mir geschenkt hast plus Hose, Rock oder Kleid.
    Mich beeindruckt es überhaupt nicht, dass manche Frauen jede neue Tasche und jeden neuen Style tragen, oft lache ich insgeheim, weil es oft komplett daneben aussieht und die Ladies am Ende nur irgendwo dazugehören wollen.
    Marie Kondo ist auch nicht so meins. Ich hebe vieles lange auf, trage es lange Jahre nicht, aber irgendwann passt es wieder zu meinem Stil und dadurch dass ich mich figürlich nicht so sehr verändert habe, alles fein. Das Einzige, was mich stört sind die „veganen“ Ledersachen, die sind nämlich kaputt, wenn man sie ein paar Jahre in die Kiste legt.
    Herzliche Grüße und guten Wochenstart morgen, Sigi

    Antworten
    • Liebe Sigi, das mit der gleichen Größe ist bei mir nun mal leider nicht so. Deshalb hast du ja die Weste bekommen 😉 Und ja, ich lerne auch dazu. Viele meiner Fehlkäufe sind durch Instagram und Bilder dort entstanden. Jetzt überlege ich, ob das wirklich zu mir passt. Habe ich nicht vielleicht etwas Ähnliches? Vielleicht schaffe ich es, bis Ende des Jahres nichts mehr zu kaufen. Werde berichten. Danke fürs Lesen und deinen ausführlichen Kommentar. Ursula

      Antworten

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