Teil 5: Mein Tag bei Shopping Queen – 4 Stunden sind 4 Stunden sind nicht 4 Stunden…

12. August 2019 | immer.schick

So, und dann brach endlich mein Tag an, es war der Donnerstag. Schlecht geschlafen hab‘ ich nicht, aber nicht wirklich viel. Träumte von Sommerschuhen, im Ernst. Viele verschiedene Modelle flogen am Himmerl vorbei, und ich konnte sie nicht fangen… Der Tag ist durchorganisiert, denn ich will nicht, dass Hund und Kind das Team stören, ist eh alles anstrengend genug… Meine Shopping-Begleitung ist, wie im ersten Teil schon erwähnt, mein Mann. Er kennt mich am besten, weiß, was mir steht, hat mich in der ganzen Zeit vorher so unterstützt, ich freu‘ mich auf den Tag mit ihm… Während ich dusche, holt er schon mal die vorbestellten Butterbrezeln und Wiener Würstchen ab. Das Team ist immer sehr hungrig und dankbar, wenn es nicht nur ein Stück von einer Torte abbekommt. Verständlich, vom Frühstück im Hotel bis abends beim Essen, das ist eine lange Zeit.

Foto: Vox / Constantin Ent.

Was zieh’ ich an zum Shoppen?

Was Bequemes, klar: Hose, T-Shirt, Sneaker, mit denen ich gut laufen kann. Stylen kommt später. Um 8.30 Uhr kommt das Team, da an meinem Tag auch noch das so genannte 5er-Bild gedreht wird, am Donaukanal… Ok, dann ziehen wir mal erst durch die Wohnung, ich zeige dem Realisator meinen Kleiderschrank, meine Perücken… Die Idee kommt auf, dass Bernhard in Heino-Perücke die Tür aufmacht. Außerdem sollen wir wieder singen, na gut. Mein Wohnzimmer wird auch noch umgestellt, die Sofas gegenüber, das geht nicht. Dann geht’s los mit dem Drehen: Begrüßung, wir singen. Ich führe das Team durch meine Wohnung, wir landen am Kleiderschrank. Das ist übrigens nur einer meiner zwei, den anderen sieht man nicht. Mehr Schuhe hab ich auch, viel mehr…

Zeige meine Lieblingskleider, versehen mit kleinen Anekdoten, es soll persönlich und emotional sein. Das gelingt mir ganz gut, denke ich. Führe eines meiner Lieblingskleider samt Schuhen vor, läuft. Danach seh‘ ich die Mädels schon für den 5er-Dreh. Wir marschieren Arm in Arm am Kanal entlang, nicht einmal, nein, ich hör schon auf 😉

Bussi Bussi und Problemfüße

Zurück in die Wohnung, die Mädels kommen, Bussi Bussi, auf’s Sofa setzen, Sekt öffnen, trinken, Bernhard rufen… Wir singen ein Ständchen, klären auf, dass wie Musikkabarett machen, verabschieden uns… Mich zerreißt es langsam… Haben wir alles, was wir brauchen? Ok, es wird ernst, runter die Treppen, und da steht er: der Shopping-Bus. Zirka 10 Minuten, bevor wir los fahren, bekomme ich eine Liste mit meinen Läden, die ich anfahren darf. Vor Aufregung erkenne ich kaum etwas, sehe aber Salamander, Gott sei Dank, die führen meine Schuhmarke, die mir passt. Hab‘ nämlich echte Problemfüße, die auch noch breit sind und in die wenigsten gängigen Marken passen. Uff…

Wir steigen ein, sprechen über meine Pläne, reden und reden, die Fahrt dauert etwa 20 Minuten, weil es keinen direkten Weg in die Innenstadt gibt. Aussteigen, wieder einsteigen, wieder aussteigen… Magischerweise sehe ich von außen schon einen schwarzen Schuh, der mir gefällt. Braun mit Plateau und Fransen und Metallictöne hatten wir schon, also will ich Schwarze oder Weiße. Und vor allem welche, die ich auch im wirklichen Leben noch gut anziehen kann. Die nette Verkäuferin bringt meine Größe, passen super… Stolzieren vor der Kamera, Schnittbilder, 20 Minuten vergehen wie nix. Mir wird ans Herz gelegt, noch zwei andere Paare in Betracht zu ziehen, sonst könnte es zu langweilig für die Zuschauer sein, klar. Wird später im Schnitt nicht zu sehen sein, frisst aber weitere 10 Minuten kostbare Zeit. Ich sehe eine Tasche, eine andere, 10 Minuten. Wir zahlen, die Tasche ist zu teuer. Noch laufen wir nicht, alles cool. Aber die erste Stunde (!) ist vorbei.

Eine Stunde vergeht wie nichts

Weiter geht’s zu Fuß zu einem Laden, in dem es bunte Kleider gibt, ich will ein Kleid, alle anderen waren in Hose. War vorher genau einmal da drin, aber was soll’s. Die Chefin ist persönlich da, alle werden übrigens immer vom Team „vorgewarnt“, dass wir kommen, und ist nervöser als ich. Sie zeigt mir sofort ein Kleid nach dem anderen, was wiederum schlecht für die Zeit ist, da von allen Aufnahmen gemacht werden müssen. Zeit rennt, ich würde gern zehn Kleider probieren, aber ich weiß, dass der Friseur sicher 45 Minuten brauchen wird, danach müssen wir mit dem Bus zur Pediküre in einen anderen Stadtteil fahren, es wird also verdammt eng. Billigschmuck-Laden habe ich auch nicht auf der Liste, also kaufe ich kurzerhand alles in dem Laden: eine buntes Kleid, das nicht optimal zu den Schuhen passt, aber Schwarz im Muster hat, eine Tasche, die so gar nicht meins ist und die ich später meine Mama schenke, und ein Armkettchen, dessen Farbe dann nicht zu Nagellack passen wird, was mir aber in dem ganzen Stress nicht auffällt.

Zum Friseur laufen wir schon, sehr entspannend, da zu sitzen, und mir haben die Haare und das Makeup super gefallen, Guido nicht. Kam aber auch in den Regen damit. Laufen zum Bus, der in den engen Gassen nicht halten kann. Für Fuß- und Fingernägel bleiben noch 20 Minuten am Schluss, gut, dass ich sowieso die Woche vorher bei der Fußpflege war. Wir zählen die Sekunden runter. Aus vorbei.

Also, urteilt bitte nicht so streng, die Zeit wird NICHT angehalten für Schnittbilder etc., dachte auch früher, wie kann man in 4 Stunden kein Outfit finden, man muss schnell entschlossen sein, es sind keine echten 4 Stunden…

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Freitagabend, nachdem das allerletzte Kurzinterview der Woche abgedreht war, – das war irgendwie schon ein komisches Gefühl. Man war sowohl mit den anderen Frauen als auch mit dem ganzen Team zusammen gewachsen. Natürlich wurde noch ein bisschen gefeiert, Erinnerungsfotos geschossen und langsam auch eher private Gespräche geführt. Mitten in der Nacht musste ich dann meinen Koffer packe, es ging am nächsten Morgen um 6.15 Uhr zur Musikmesse nach Frankfurt. Hatte vorher gedacht, ich würde im Zug sofort einschlafen, aber die Eindrücke waren noch so tief. Ich ging im Geiste Tag für Tag noch einmal durch, und schwupps war ich angekommen.

Am Montag wurde ganz normal gearbeitet, danach Geschenke für Guido gekauft: Senf, Marzipan-Weißwürste, ein besonderer Tee… Und ich „musste“ mir die schwarze Tasche von Salamander kaufen, die ich an meinem Tag erspäht hatte, schließlich fährt man nicht jede Woche zu Guido Maria Kretschmer nach Berlin. Abends wieder Koffer packen, alle Teile des Outfits müssen dabei sein. Finde das grüne Armkettchen nicht mehr, gerate in Panik, bis mir einfällt, dass ich es Freitagnacht in meinen Geldbeutel gesteckt habe, damit ich’s ja nicht verliere. 

Der Zug geht um 7.30 Uhr, großes Hallo am Bahnhof, wir haben ICE-Tickets mit Sitzplatzreservierung. Stylen müssen wir uns übrigens selber, da wird niemand vor Ort sein. Wir haben das große Glück, dass wir einen Profi dabei haben, die ihr Equipment mit nimmt, meine Haare und Nägel schon im Zug macht und uns auch tatkräftig beim Schminken unterstützt. Danke Schatz!

Zum Hotel sollen wir ein Taxi nehmen, zu fünft braucht man Großraum, das lässt auf sich warten. Bis wir vom Hotel abgeholt werden, bleiben uns gerade mal 45 Minuten. Köfferchen mitnehmen, die Ankunft beim Showroom wird gedreht… Komisch, wieder mit einem ganz fremdem Team zu arbeiten. Wir dürfen schließlich in den Raum mit dem Laufsteg samt kleiner Garderobe hinten, wo wir uns umziehen können. Vorher können wir Teile aus Guidos Kollektion begutachten, anprobieren und bewundern. Das Team will irgendetwas mit den Schuhen drehen, sie werden im Film ganz allein den Laufsteg entlang gehen, bis wir, Zauberei, wieder drin stecken. 

Warten auf Guido

Warten im Vorraum, denn gleichzeitig schaut sich Guido unten unsere grob geschnittenen Shopping-Tage an. Kurzinterviews, wer wird gewinnen? Freut Ihr euch auf Guido? Jaaaaa! Und dann ist es endlich so weit. Für mich war das alles sehr unwirklich im Nachhinein. Er kommt da genauso authentisch und echt raus aus der Garderobe, wie man es eben aus dem Fernsehen kennt. Wir klatschen wie die Wilden. Für jede Einzelne von uns hat er persönliche und fast liebevolle Worte, übrigens viel mehr als man im Fernsehen davon sieht. Das Finale wird ja an den Tag der Freitagskandidatin angeschnitten, ist also ziemlich kurz.

Es gibt keinen fünften Platz, aber einen vierten und dritten, die übrigen drei Damen stellen sich nebeneinander. Wie in einem Nebel bekomme ich mit, dass es zwei zweite Plätze gibt, die an – die anderen beiden gehen. Ich hab‘ gewonnen. Ich fass es nicht. Bis heute eigentlich nicht. Drücke Guido so fest, dass er sagt, die hat aber Kraft. Tränen in den Augen. Das Geld wird überreicht (das muss man aber wieder zurückgeben, wird erst nach der Ausstrahlung überwiesen…), Fotos werden gemacht, alle umarmen sich. Leider hat Guido ganz wenig Zeit, er muss zum Flughafen. Wir überreichen die Geschenke, alles geht schnell. Autogrammkarten bekommen wir noch. Auf meiner steht „Für die zauberhafte Ursula“, auf Bernhards „Für den tollen Bernhard“. Vorbei, letzte Interviews: was mach‘ ich mit dem Geld? Uff, wir ziehen uns um und fahren zusammen zum Essen, spendiere das Taxi und eine Runde Getränke. Am nächsten Morgen geht’s zurück nach Regensburg. 

Meidet das Facebook-Forum!

So, meine Lieben, das war’s jetzt eigentlich. Ich wollte noch einen allerletzten Beitrag zum SQ-Forum auf Facebook schreiben, denn da wurden vor allem zwei von uns während der Ausstrahlung böse niedergemacht, aber diejenigen, die’s betrifft, werden das sowieso nicht lesen… Falls doch, bedenkt einfach, dass Ihr nur einen sehr knapp umrissenen Ausschnitt von uns im Fernsehen seht. Wir sind trotzdem reale Menschen mit vielen Facetten, denen Beleidigungen wehtun. 

Und ein Tipp für zukünftige Kandidatinnen: schaut euch die Kommentare über euch einfach gar nicht an. Im realen Leben nach der Ausstrahlung bekamen wir nur positive Reaktionen übrigens. Meine Schuhe und mein Kleid gefallen mir immer noch, die wird‘ ich für immer behalten. Auch wenn Guido gesagt hat, ich seh‘ darin ein bisschen aus wie eine Lehrerin am Wandertag (hört man im Schnitt nicht), aber eine Hübsche. Egal. 😉 Über Kommentare und alles
Mögliche freue ich mich!


Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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6 Kommentare
  1. Bin ich jetzt die erste, die etwas schreibt?
    Interessant und neu für mich war (ich sehe die Sendung allerdings sehr selten) , dass Ihr nur bestimmte Läden anfahren dürft? Aha… Das finde ich ja irgendwie doof. Aber es müssen eben alle leben. Und Werbung kostet Geld. Und in Guidos Sendung genannt zu werden ist sicher ertragreich.
    Na gut. Trotzdem. Sehr gut und kurzweilig geschrieben.
    Und Glückwunsch zu so viel Mut!…und natürlich zum ersten Platz!

    Antworten
    • Ja, liebe Sylwia, das bist du. Danke für das Kompliment. Damals hatte sich so viel angestaut, dass ich mir alles von der Seele schreiben musste. Es war, sagen wir mal so, eine Erfahrung. Liebe Grüße Ursula

      Antworten
  2. Liebe Ursula du schreibst total klasse, es macht Spaß deinen Beitrag zu lesen , man fühlt sich ganz nah. Hab darüber auch schon einen Bericht gelesen, wie es dort abläuft denn unsere Lieblingsshops dürfen nicht angefahren werden.
    Mein Glückwunsch noch zum Gewinn.

    Ganz liebe Grüße Ela vom http://www.stilblock.com

    Antworten
    • Das freut mich sehr, liebe Ela! Und herzlichen Dank! Bis bald…

      Antworten
  3. Hallo liebe Ursula,

    das ist ja ein schöner Bericht – toll, das mal aus der anderen Perspektive zu sehen. Sonst erfährt man ja nur, was im TV gezeigt wird. Interessant auch, was vorgegeben wird (Shop-Liste z.B.), das bekommt der Zuschauer so ja nicht mit.

    Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber das Foto oben ist toll – ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deinem 1. Platz. ?

    Liebe Grüße,
    Claudia

    Antworten
    • Vielen Dank, liebe Claudia! Das freut mich sehr. Ich wünsche dir einen tollen Tag noch! Beste Grüße Ursula

      Antworten

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