The Munich Stylist – Schrankcheck mit Julia van Almsick

29. Mai 2025 | immer.schick

Die schönsten Begegnungen sind doch die „in echt“ oder? So beginnen auch die besten Bekanntschaften. Über Lisa von Ortenberg, LvO Boutique, lernte ich Julia kennen, die mir angeboten hat, einen Schrankcheck mit mir zu machen. Sie kommt aus der Sustainable Stylist Ecke von Janine Dudenhöffer aus Berlin und arbeitet als The Munich Stylist. Vor unserem Treffen in Regensburg bekam ich bereits einen Fragebogen zu meinen modischen Vorlieben von ihr zugemailt. Und sie hat anhand meiner Instagram-Bilder ein aufschlussreiches PDF mit Looks, die zu mir passen und eher blassen Outfits erstellt.

Allein das hat mir schon die Augen geöffnet. Aber unser Treffen hat alle meine Erwartungen übertroffen. Julia ist so präzise, hat ein großartiges Auge für Farben und Stoffqualitäten. Das Ausmisten ging wie von allein. Und für Stücke, die ich zwar mag, aber nie anziehe, hat sie tolle Lösungen gefunden. Total nett und erfrischend ist sie noch dazu. Sie hat mir zusammen echte neue Lieblingsoutfits gestylt. Ich kann die Beratung von Julia nur wärmstens empfehlen. Letztendlich spart man eine Menge Geld, wenn man endlich weiß, was einem steht und wie man aus einem Sackkleid einen Hingucker macht. Das ist gelebte Nachhaltigkeit. Mehr zu Julia im Interview. Zwischen den Fragen und Antworten meine Vorher-Nachher-Bilder!

Wer bist du, woher kommst du?

Ich bin Julia, modebegeistert, visuell, kreativ und „hands on“. Gelernt habe ich das Maßschneiderhandwerk, studiert Bekleidungstechnik, und gearbeitet habe ich 20 Jahre in der internationalen Modebranche. All das hat mich mehrmals rund um den Globus geführt und sehr geprägt.

Mode hat mich seit meiner Jugend fasziniert und nicht mehr losgelassen. Sie ist soviel mehr als nur Kleidung – sie ist eine Kunstform, ein Ausdruck von Persönlichkeit, Kultur und Zeitgeist.

Meine intensive Reise durch die Modewelt hat mich auch gelehrt, die Schattenseiten zu sehen: Überproduktion, Ressourcenausbeutung und der immense Druck, immer wieder Neues zu schaffen (und zu tragen), immer höhere Umsatzziele zu erreichen, Trendabhängigkeiten. Genau das hat mein Denken und meine Werte verändert und mich auf den Weg gebracht, eine neue Perspektive für Mode und Styling zu finden.

Wie bist du The Munich Stylist geworden und warum?

Bereits 2012 nach der Geburt meiner Tochter hatte ich die Idee zu „Sustainable Styling“: Mode aus einer nachhaltigen Perspektive zu betrachten und gleichzeitig individuelle, inspirierende Looks zu kreieren, upzucyceln und um zu schneidern. Damals hatte ich meine Konzernlaufbahn beendet und mich als Beraterin im Bereich Produktentwicklung und Produktion für Firmen selbständig gemacht. Dadurch hat es noch eine Weile gedauert, bis ich mich bereit dazu gefühlt habe, Styling und Beratung von Einzelpersonen als Service anzubieten.

Seit zwei Jahren vereine ich nun als „The Munich Stylist“ meine Liebe zur Mode mit meinem Anliegen, Nachhaltigkeit, Qualität und bewussten Konsum in den Fokus zu rücken.

Nach zwei Jahrzehnten im schnellen Modezirkus möchte ich zeigen, dass Stil nicht von ständigem Konsum abhängt, sondern von Kreativität, Persönlichkeit und der Wertschätzung dessen, was wir bereits besitzen.

Und von Wissen über Qualität und Verarbeitung.

Ich wohne und arbeite vor allem in München „der Großstadt mit Herz“, die für mich Tradition und Moderne so einzigartig wie selbstverständlich vereint. Genauso sehe ich meinen Stylingansatz: traditionelles Handwerk und Qualität mit moderner Ästhetik und dem eigenen, individuellen Stil ganz selbstverständlich zusammen zu bringen. Natürlich berate ich auch online und reise.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich?

Nachhaltigkeit ist für mich in erster Linie Achtsamkeit. Das bedeutet, Kleidung bewusst auszuwählen, langlebige Materialien zu bevorzugen und die Geschichte hinter jedem Kleidungsstück zu schätzen. Und auch Achtsamkeit mit sich selbst: ist dieses Kleidungsstücke es wert, von mir getragen zu werden, schenkt es mir Energie und ein Wohlgefühl? Nachhaltigkeit ist aber auch Empowerment – einerseits Menschen zu ermutigen, ihren Stil so zu gestalten, dass er sie widerspiegelt und empowered. Und andererseits eine Wertschätzung für diejenigen zu haben, die unsere Kleidung entwickeln und produzieren. Mode sollte ein Ausdruck von Kreativität, Wertschätzung und Individualität sein, der im Einklang mit der Erde steht.

Was ein paar Schulterpolster und ein schicker Gürtel ausmachen oder?

Wie macht man einen Anfang, wenn man weg will von Fast Fashion?

Das ist sehr individuell und kommt stark auf den jeweiligen Ausgangspunkt an und was für ein Konsumtyp man ist. Bei mir als Shopaholic und Modemädchen war es, ein ganzes Jahr lang Shoppingpause zu machen. Gar nichts zu kaufen, nur das zu tragen, was ich hatte. Das war in meinem Fall unglaublich und überdurchschnittlich viel, da ich durch meine Tätigkeit in der Branche sehr viel angesammelt habe (und dabei aber immer noch Fast Fashion dazugekauft habe). Dieses Abstinenz-Jahr war meine persönliche Kehrtwende, wie ein Detox hin zu absoluter Achtsamkeit und damit ok zu sein, Dinge, die wunderschön sind und einem perfekt stehen, nicht haben zu müssen.

Es war wirklich wie ein Befreiungsschlag aus dem Konsumkarussell.

Happy mit Looks, die alles in meinem Kleiderschrank schlummerten…

Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage ist, sich im ersten Schritt Zeit zu nehmen, die eigene Garderobe bewusst zu betrachten und zu analysieren. Den eigenen Stiltyp herausarbeiten. Das mache ich mit jeder Kundin als Allererstes! Weil darauf alles weitere aufbaut: die tägliche Anziehfrage, die Fehlkauffrage, die Wohlfühlfrage, einfach alles. Zweiter Schritt: gute Qualität und Verarbeitung erkennen lernen. Lernen, wie unterschiedlich sich das zu Fast Fashion anfühlt und welche Qualitäten und Schnitte zu meinem Stiltyp passen.

Drittens: die temporäre Reduktion aufs Wesentliche: manchen kann eine temporäre Capsule Wardrobe, bestehend aus höchstens 30 Teilen, als idealer Startpunkt helfen. Um sich bewusst zu werden, was man wirklich braucht und gerne trägt.

Der wichtigste Schritt ist jedoch, sich selbst die Erlaubnis zu geben, Trend- und Influencer-unabhängiger zu werden, weniger neu zu kaufen und mehr aus dem zu machen, was schon da ist.

Deine Must-Haves für viele Kombis?

Auch das ist so individuell wie der eigene Kleidungsstil. Aber wenn ich eine Person nicht kennen und ihr trotzdem eine Garderobe zusammenstellen würde, wären es die folgenden Sachen:

Ein Anzug: jedes der beiden Teile kann jedes Outfit von casual zu elegant transformieren und geht immer. Einzeln oder zusammen.

Eine Jeans: eine perfekt sitzende Blue-Jeans in einer schönen Waschung ist die Grundlage für unzählige Looks.

Ein Hemd / Bluse: aus hochwertigem Baumwollmaterial, das für Layering oder als Statement zu sehr vielen Outfits und Anlässen funktioniert.

Ein Kleid: passend zum Stiltyp aus bester Qualität

Ein Mantel: ein wirklich hochwertiger Mantel, der sowohl praktisch als auch stilvoll ist.

Accessoires: und davon viele!!

5 Paar wirklich gute Schuhe: flache Alltags-Lederschuhe, schicke, elegante Schuhe, Sneaker, Stiefel, Sandalen

Mitte, der Trick mit Sicherheitsnadeln, um einem Kleid Kontur zu geben. Toll.

Das perfekt weiße und schwarze T-Shirt?

Hat für die Trägerin/den Träger, den perfekten Ausschnitt (sehr individuell). Auch Ärmellänge und Passform sind sehr individuell und für jede(n) anders perfekt.

Meines ist aus reiner, hochwertiger Baumwolle, hat einen größeren Rundhalsausschnitt, einen verkürzten Schnitt und schmale Ärmel. Es aus einem schwereren Jersey, als dem 180g Standard Jersey. Auch wichtig: gute Verarbeitung der Nähte, damit das T-Shirt über Jahre hinweg bleibt.

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Wie pflegt man seine Kleidungsstücke, um möglichst lange etwas davon zu haben?

Wasche Kleidung nur, wenn es wirklich nötig ist, und dann bei niedrigen Temperaturen. Verwende Spezial- Waschmittel, die für die verschiedenen Stoffarten entwickelt wurden und vermeide den Trockner wie der Teufel das Weihwasser, nichts verkürzt die Lebenszeit eines Stoffes so sehr wie der Trockner. Lüfte Kleidungsstücke nach dem Tragen aus und lagere sie auf guten Bügeln oder in Stoffschutzhüllen. Kleine Reparaturen wie das Annähen eines Knopfes oder das Ausbessern von Nähten und auch Kunststopfen von Löchern in Wollkleidung, können Kleidungsstücke vor vorzeitigem Aussortieren bewahren. Und das Bügeln und Dämpfen nicht vergessen- dadurch werden Stoffe nach dem Waschen wieder glatt und schön.

Was wünschst du dir für deine Zukunft und die der Erde?

Für meine Zukunft wünsche ich mir, weiterhin Menschen zu inspirieren und sie zu ermutigen, Mode bewusster und nachhaltiger zu leben. Und ihnen dabei zur Hand zu gehen. Ich möchte dazu beitragen, dass „Sustainable Styling“ eine Bewegung wird, die zeigt, wie erfüllend es sein kann, im Einklang mit der Umwelt zu leben und gleichzeitig einen eigenen, mutigen Stil zu entwickeln. Wir sind auch schon eine kleine Bewegung und in vielen Städten gibt es schon Stylistinnen, die die gleichen Werte vertreten und die man für Stylingservices buchen kann: www.sutainable-stylists.com.

Ich wünsche ich mir noch viel mehr Öffentlichkeitsarbeit und Aufträge für Wissensvermittlung: Interviews, Vorträge, Keynotes; alles was Menschen auch außerhalb der Nachhaltigkeits-Bubble erreicht.

Für die Erde wünsche ich mir mehr Achtsamkeit, Solidarität und innovative Lösungen die so gut sind, dass alle mitmachen möchten. Die uns helfen, Ressourcen zu schützen und eine lebenswerte Zukunft sichern.

Julia findest du unter

https://sustainablestyling.de

Klasse Style Hacks und Tipps auf Instagram @themunichstylist

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Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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