Wechseljahre und weise Frauen: drei neue Buchtipps
Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, uns auf die weltweite Gemeinschaft der Frauen zu besinnen. Toxische Männlichkeit scheint überall unsere lang erkämpften Rechte wieder und wieder beschneiden und unterdrücken zu wollen.
Es tröstet mich, dass keine von uns allein ist und dass über Themen wie die Wechseljahre nun offen und sehr informativ gesprochen, berichtet und geschrieben wird.
Ich konnte mich selber nicht mehr verstehen und leiden, als ich in der Perimenopause war. Unter anderem auch deswegen, weil ich darüber gar nichts wusste. Das ist inzwischen ganz anders, was ich richtig gut finde. Alle diese Bücher sind erst vor kurzem auf dem Markt und sind interessant, informativ und sehr gut geschrieben.*
Stephanie Hielscher: So alt war ich noch nie (Rowohlt Polaris)
Die 1977 in Lippstadt geborene Stephanie Hielscher schloss nach „einigen geografischen und inhaltlichen Umwegen“ in Berlin das Studium der Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilm ab und volontierte bei MTV. Seitdem arbeitet sie als freie Journalistin hostet den Podcast „50 über 50“, in dem sie den Themen der Lebensphase ab 50 zusammen mit ihren Gästen auf den Grund geht. Über die Jahre machte sie seit 22 die 50 inzwischen voll und unterhält sich jetzt auch mit Menschen über 60.
„Mir fehlten die Vorbilder über 50. Also habe ich sie gesucht und gefunden.“
Sie lebt mit ihrem Mann, dem Sohn und Hund in Berlin. In ihrem neu erschienenen Buch „So alt war ich noch nie. Über das, was uns ab 50 erwartet“ erzählt sie zuerst ihre eigene Geschichte mit den Wechseljahren, die begann, als sie 40 wurde.
Im Vorwort schreibt sie: „Ich sitze auf dem Stuhl meiner Gynäkologin, und sie sagt zu mir: Frau Hielscher ab jetzt geht es bergab. Ihre sonst so optimistische Art wandelte sich in eine bürokratische. So, als sei ich jetzt eine dieser Frauen, die sie eben noch mitverwalten muss. Als ich jung und vor allem schwanger war, hat ihr ihre Arbeit mit mir ganz offensichtlich mehr Spaß gemacht.“
50 ist nicht das Ende
Und so machte sich Stephanie zuerst etwas hilflos auf die Suche nach Frauen, die etwas optimistischer in die Zukunft schauen, obwohl sie die 50 überschritten haben.
Zu Wort kommen unter anderem: die Moderatorin Susann Atwell zum Thema „Age Shaming“, die Modeschöpferin und Unternehmerin Leyla Piedayesh über Depressionen, die Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Kim Fisher über Neuanfänge und Selbstverwirklichung oder die Marken- und Kommunikationschefin Frauke van Bevern über ihren unerfüllten Kinderwunsch. Die Politikerin Silvana Koch-Mehrin spricht über ihre Krebsdiagnose und den Weg zur Heilung, Vera Int-Veen über das Aufarbeiten tiefsitzender Themen, Annabelle Mandeng über Krankheit, Resilienz und ihren langen Weg zum Erfolg als Schauspielerin.
Einerseits freut frau sich also, mehr über das vielschichtige Leben mehr oder weniger Prominenter zu erfahren, andererseits wird so eine Vielfalt an relevanten Themen abgedeckt, die vor allem in der zweiten Lebenshälfte immer wichtiger werden.
Ildikó von Kürthy spricht über das Empty Nest Syndrom und die Schauspielerin Marie Bäumer über die Jahreszeiten und ihre Verbundenheit mit der Welt.
Stefanie Hielscher fragt direkt, und ihre Fragen sind oft alles andere als als kurz und bündig, sondern zeigen echte Neugierde. Hängen bleibt natürlich dieser Satz der Gynäkologin und Autorin Sheila de Liz („Woman in Fire“):
„Jede Frau in Wechseljahren braucht ein Auto, in dem sie einfach mal rumschreien kann.“
Sehr sympathisch und beruhigend für mich diese Einsicht von Kim Fisher: „Aber ich kenne mich jetzt dafür ganz gut. Und kann auch sagen, dass ich bestimmte Dinge nicht gut kann, nicht gut darin bin, sogar blöd bin, doof bin. Ich kann zugeben, dass es Dinge an mir gibt, die mir selbst nicht gefallen. Die habe ich immer versucht zu bekämpfen und zu ändern. Jetzt lasse ich sie halt, vielleicht weil ich auch ein Stück weit müde geworden bin, dauern gegen sie anzukämpfen, aber vor allem, weil ich glaube, zu sehen, dass sich das eh nicht mehr ändern wird. Ich werde immer ungeduldig bleiben. Ich werde immer ein bisschen überraschend cholerisch sein. Das finde ich total blöd, und es trifft immer den Falschen. Ich kann das aber nur gut genau beobachten und mich dafür entschuldigen. Es passiert, und es wird wahrscheinlich immer wieder passieren.“
Einen zusätzlichen Mehrwert erhalten die Interviews und Geschichten durch wertvolle Tipps und Tool Kits, die Stephanie Hielscher in eine virtuelle „Tasche für die nächste Dekade“ packt: den Hinweis auf die Bewegung #wirsind9millionen, die genaue Einteilung der Phasen der Wechseljahre, Tipps und Interviews zur Hormontherapie, mentalen Gesundheit oder zur Ernährung, Altersvorsorge, finanzielle Sicherheit und Herzgesundheit.
Fazit: ein Buch, das unterhaltsam und informativ ist, wirklich weiterhilft und Mut macht.
P.S.: Ihre Gynäkologin hat Stephanie Hielscher inzwischen gewechselt.
Miriam Stein: Weise Frauen (Goldmann)
Miriam Yung Min Stein ist Journalistin, Buchautorin und Feministin. Sie wurde 1977 in Südkorea geboren und wuchs als Adoptivkind in einer deutschen Familie in Osnabrück auf. Ihre künstlerische Laufbahn umfasst Theaterprojekte mit Christoph Schlingensief und Rimini Protokoll. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat sie für die Süddeutsche Zeitung geschrieben und ist derzeit Kulturchefin der deutschsprachigen Ausgabe von Harper’s Bazaar. Bekannt wurde sie mit ihrem Wechseljahres-Bestseller „Die gereizte Frau“ (Link dazu weiter unten!) über die Herausforderungen der modernen Frau in der Gesellschaft. Jetzt ist ihr bereits fünftes Buch „Weise Frauen“ erschienen.
Ein atemloses Werk, das zwischen persönlichen Geschichten und Erfahrungen in der ganzen Welt bis hin zu den Heldinnen der Geschichte einen weiten Bogen spannt. Miriam Stein will altes Wissen wieder ins Bewusstsein rücken. Was macht weibliche innere Stärke und Weisheit aus, die in jeder Frau schlummert?
„Weise Frauen“ lädt ein, die verschiedensten Facetten weiblicher Weisheit zu erkunden und zeigt auf, wie Frauen durch ihre Erfahrungen, Intuition und Empathie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Umgebung bereichern können. Denn schließlich gab und gibt es sie bis heute: Heilerinnen, Schamaninnen, Priesterinnen, Hebammen und Frauengemeinschaften, die sich über Pflege und Heilkunde, Spiritualität und Sexualität austauschen und austauschen sollen. Stein will dieses weibliche Wissen rehabilitieren und interviewt Frauen, die sie als weise empfindet oder erlebt hat.
„In einem generationenübergreifenden Feminismus liegt immenses Potenzial, mehr Weisheit ins Leben zu integrieren. Kaum vorzustellen, wie unsere Gesellschaft aussehen könnten, wenn Frauen sich dessen bewusst werden.“
Es gibt aber auch praktische Ratschläge, die Frauen ermutigen, ihre eigene Stimme zu finden und ihre innere Weisheit zu entfalten. Miriam Stein beleuchtet, wie wichtig es ist, die eigene Identität zu erkennen und zu schätzen und eröffnet Raum für Reflexion und Wachstum.
Omas gegen Rechts
Im Gedächtnis bleiben mir zum Beispiel ihre Überlegungen, warum ihr „Omas gegen Rechts“ irgendwie aufstößt. Ist eine Oma aber immer automatisch grauhaarig und alt? (Ich habe ja deshalb den Hashtag #ü50fürdemokratie erfunden, mehr dazu hier)
„Weise Frauen“ ist nicht nur ein Buch, sondern ein wertvoller Begleiter auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein und innerer Klarheit. Nicht immer leicht zu lesen. Ich habe Pausen gebraucht, um alles immer wieder sacken zu lassen, werde es aber definitiv immer wieder zur Hand nehmen!
Susanne Liedtke und Dr. Christina Enzmann: SOMEBODY TOLD ME (Brandstätter)
Der Untertitel von Nobody Told Me Ikone Susanne Liedtke lautet natürlich: Ernährung als Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und Energie in den Wechseljahren“.
Denn unser Körper verändert sich in den Wechseljahren, unser Stoffwechsel wird langsamer. Und wenn wir so weiter leben wie bisher, nehmen wir zu und fühlen uns langfristig nicht mehr wohl. Das ist leider einfach so. Aber es gibt ja Lösungen, Hilfsmittel…
Susanne Liedtke und ihr Ernährungskonzept habe ich euch ja bereits hier und hier vorgestellt. Das Buch Somebody told me ist trotzdem eine tolle Ergänzung, denn hier wird ganz detailliert auf alle Aspekt der Wechseljahre eingegangen: eine Orientierungshilfe zum Thema, Blutzucker & Co, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch sämtliche unangenehmen Symptome und hormonellen Veränderungen werden fachkundig erklärt und beschrieben. Endlich erzählen uns zwei tolle Frauen, was in unseren Körpern geschieht und warum wir uns so fühlen.
Das Buch ist also eine echte Hilfe auf für Einsteigerinnen in das Thema. Daran vorbei kommen wir alle nicht, aber Gott sei Dank sind wir nicht mehr hilflos und allein. Am Ende geht es natürlich um den Schlüssel: die Ernährung: gute und schlechte Lebensmittel, gesunde Töpfe, Pfannen und Küchengeräte, Meal Prep und Eingemachtes.
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Zu meine Body Reset Erfahrungsbericht hier entlang, Interview mit Susanne Liedtke hier
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