Gesundbrunnen Kaltbaden, Eisschwimmen – Erfahrungen, Effekte

17. Oktober 2024 | immer.dasleben

Dieses Jahr schaffe ich es! Jawohl. Kalt- oder Eisbaden ist ja seit ein paar Jahren absolut im Trend. Aber bisher war die Vorstellung, mich im Bikini bei 10 Grad Außentemperatur in 10 Grad kaltes Wasser zu begeben, alles andere als angenehm. Ich denke, man muss den Übergang schaffen, denn eigentlich liebe ich Schwimmen – und Wasser sowieso.

Im Januar habe ich dann Silke und ihre Eisschwimmer-Gruppe in Burghausen getroffen und war wirklich beeindruckt. Von diesem Tag stammen auch die meisten Fotos. Der pure Luxus dort ist eine Art Mini-Wärmestube. Denn das ist ein sehr wichtiger Punkt: Man muss danach wieder warm werden. Zum See also mit dem Auto, danach Heizung an, und Mütze, Neoprenhandschuhe und Schlappen sind auch anzuraten.

Und was hat jetzt Silke dazu gebracht, mitten im Winter, ins eiskalte Wasser zu steigen?

„Ich mache das seit Oktober letzten Jahres und bin durch einen Freund dazu gekommen. Hauptsächlich wegen meiner Migräne, fünfmal die Woche – immer am Wöhrsee. Das tut mir gut, hilft mir wirklich in punkto Migräne und vor allem für den Kreislauf. Wir sind jetzt schon wieder fleißig dabei.“

Silke Dicker und ihr Freund*innen Renate Urlasberger und Andi Urlasberger

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Bevor wir weitere Kaltbader befragen, noch ein Buch, das für manche eine Art Bibel zum Thema geworden ist. Verfasser ist der britische Arzt Dr. Mark Harper. Wenn man da drin liest, möchte man am liebsten sofort loslegen:

Nach dem Schwimmen lässt Dennis gern alles auf sich wirken. Meist steht er für einige Minuten am Strand, in der fahlen Sonne, die der Winterhimmel hergibt. „Das macht einfach den Kopf frei“, sagt er. „Wir alle sind in unserem Leben einer Menge Druck ausgesetzt. (…) Doch wenn du im Wasser bist, kannst du an nichts andere denken. Es ist so kalt, so intensiv.“

Im Einstieg geht es um die „transformierende Kraft des Wassers“. Und es wird erklärt, wie man sich am besten vorbereite.

6 goldene Regeln werden aufgestellt. Die da wären:

Regel 1: Bevor Sie ins Wasser gehen, sollten Sie wissen, wie Sie wieder herauskommen.

Regel 2: Wärmen Sie sich auf, bevor Sie ins Wasser gehen.

Regel 3: Erst der Körper, dann der Kopf

Regel 4: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung!

Regel 5: Raus aus dem Wasser, abtrocknen, rein ins Warme

Regel 6: Lieber gemeinsam als einsam – schwimmen Sie zusammen mit einer Freundin oder einem Freund.

Danach geht es in verschiedenen Kapiteln um chronische Krankheiten und wie das Kaltbaden die Symptome verbessern kann. Immer mit Fallbeispielen. Weiterführende Literatur gibt es zum Schluss. Das Buch ist im VAK Verlag erschienen.*

Meine Schwester Brigitte lebt im schönen Rosenheim in Oberbayern am Alpenrand. Sie erzählt:

Ich betreibe das Kaltbaden seit April 2023. Mein Mann Klaus hat mich dazu überredet, weil ich aufgrund meiner Psoriasisarthritis schlimme Schmerzen hatte. Ich wollte alles ausprobieren. Da komme ich gleich zu Frage 2:

Warum hast du angefangen mit dem Kaltbaden?

Das Kaltbaden angefangen habe ich, weil es gegen Entzündungen helfen soll. Ich wollte mein Rheuma ganzheitlich bekämpfen, und da kam mir das Kaltbaden gerade recht. Ich weiß nicht, ob es letztendlich geholfen hat.

Aber je öfter ich in das kalte Wasser eintauchte, desto mehr Gefallen fand ich daran. Meistens schwimme ich im Happingerau See oder im Happinger See. Im tiefen Winter ist der Happinger See am besten geeignet, weil man direkt mit dem Auto hinfahren kann. Danach braucht man es unbedingt warm. Deshalb renne ich schnell ins Auto und drehe die Heizung voll auf.

Außerdem bekommt man durch das Kaltbaden einen wunderbaren Bezug zu den Jahreszeiten und zur Natur. Es sind nur wenige Leute, Gleichgesinnte am See und die Stimmung ist ganz anders als im Sommer. Das ist so schön!

Tut es dir gut?

Natürlich tut es mir gut, sonst würde ich es nicht machen.

Im kalten Wasser bekomme ich Glücksgefühle und denke mir, wenn ich es schaffe, in diesem kalten Wasser zu schwimmen, dann kann ich alles schaffen.

Es ist also vor allem eine Stärkung der Psyche und hat Suchtpotenzial! Danach mit einer Wärmflasche auf dem Sofa fühle ich mich so ruhig und entspannt wie sonst nie. Wenn ich gesund bin, dann will ich unbedingt weitermachen. Ich freue mich jetzt schon wieder darauf!

Katrin Hilger lebt in München und selber bereits über ihre Kaltbaden-Erfahrungen geschrieben. Aber auch sie hat drei Fragen beantwortet. Die erste Frage, seit wann sie es tut.

Mit dem Eisbaden hatte ich schon länger geliebäugelt, es hieß, es wäre gut fürs Immunsystem und gut fürs Abnehmen – allerdings dachte ich, es bräuchte dazu umfangreiches Vorwissen zum Beispiel Wim Hoff-Atmen und so weiter, zum anderen waren die Badezeiten, an denen sich Gruppen getroffen haben, mehr als unchristlich, 7 Uhr morgens und so. Da hätte ich um 5 Uhr aufstehen müssen.

Ich bin im Herbst/Winter 2023 zur Eisbaderin geworden, als es im Sommer bis weit in den Herbst hinein schön blieb und wir einfach nicht aufgehört haben, schwimmen zu gehen. Es wurde kälter und kälter, wir wurden Kaltbader und irgendwann Eisbader. Und plötzlich war es Dezember, das Ufer unseres Badesees eingeschneit – und wir sind immer noch dringeblieben. Herausfordernd ist nur das Anziehen bei Minusgraden, ein paar Mal ist mir der Badeanzug kurz festgefroren, das ist sauunangenehm. 

Auch sind die Füße manchmal so steif, dass man sie schwer in die Schuhe bekommt und ich bin deswegen meist in Fellpuschen unterwegs, die ich leicht anziehen kann. Seitdem sind mein Freund und ich dabei – mit großem Eifer. Wir suchen jetzt sogar aktiv nach möglichst kalten Bergseen, Quellen und Flüssen, um dort hinein zu steigen. Und nein, Vorwissen und Training braucht es übrigens keins, das ist Geldschneiderei.

Im November bin ich dann zusätzlich zur Eisbadegruppe von Thomas von Crystal Communications dazugestoßen, die sich jeden Donnerstag um 8 Uhr im eisigen Wasser im Englischen Garten getroffen hat. 

Warum hast du damit angefangen?

Das Warum ist nicht so einfach zu beantworten. Es hat am Anfang Spaß gemacht, zu beweisen, dass ich über meine Grenzen gehen kann. Als das Wasser immer kälter wurde, kam auch ein Gefühl der Euphorie hinzu. Der Geist wird ganz ruhig, schaltet irgendwann auf Überlebensmodus und schüttet dann reichlich Endorphine aus. Das hat uns bewogen, dabei zu bleiben.

Irgendwann ebbt dieser Zustand ab, der Körper gewöhnt sich (ein bisschen) an die Kälte. Ich will es einfach wissen, wie weit kann ich gehen, wie lang kann ich drinbleiben? Abnehmen – das ginge bestimmt, aber der Körper hat einen Höllenhunger nach dem Eisbaden. Wir baden meist in einem See in der Nähe von München, dem Echinger See. Dort gibt es eine Treppe ins Wasser, das hilft. Ab 6 Grad Wassertemperatur ziehen wir Neoprensocken über die Füße, anders geht es nicht mehr. Ansonsten bin ich, wie gesagt, mit einer Gruppe im Münchner Bach hinter dem Chinesischen Turm. 

Tut es dir gut?

Mir tut das Eisbaden sehr gut. Positive Effekte gibt es zuhauf. Ich bin selten krank, friere weniger, fühle mich wohler im Winter. Ich glaube auch, die Haut ist besser durchblutet, und ich bin danach immer wunderbar entspannt. Und es ist ein Boost fürs Selbstbewusstsein, wenn ich weiß, ich kann so eine Herausforderung meistern. Deswegen bleiben wir dabei, für dieses Jahr haben wir uns neben dem „klassischen“ Bad im Echinger See überlegt, in einen 0 Grad kalten Bergsee zu steigen – das allerdings unter Aufsicht.

Und, wie gesagt, wir machen uns auf die Suche nach den allerschönsten und kältesten Locations, die wir finden: die Adria in Piran bei 14 Grad, eine blaue Quelle mit glasklarem Wasser mit konstant 7 Grad, der Walchensee im Frühling. 

Zu Katrins Beitrag zum Thema Kaltbaden geht es hier

So, und wer jetzt noch keine Lust auf Kalt- oder Eisbaden hat, der soll… einfach in die Badewanne gehen. Oder wagt Ihr es? Ich bin gespannt.

*Rezensionsexemplar

Ursula Gaisa

1968 in Schwandorf geboren. Studium Anglistik und Germanistik. Seit 1994 beim ConBrio Verlag. Journalistin, Buchautorin und Herausgeberin von immerschick.de

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