Erfahrungen bei Shopping Queen Teil 4: Erstes Kennenlernen und der typische Tagesablauf
Montag, 7.30 Uhr. Ich habe schlecht geschlafen natürlich, schon das Pausenbrot erledigt, Kind geht zur Schule. Ich wasche mir ganz schnell die Haare, schminke mich und zieh‘ mir mein natürlich lange vorher überlegtes Outfit an. Übertreibe es ein bisschen mit der Kette (wird später Thema sein), aber der erste Eindruck zählt oder? Rufe pünktlich die Handynummer an, die mir am Sonntag überreicht wurde, der zuständige Mitarbeiter ist aber noch unterwegs zum ersten Drehort. Warten. Während der ganzen folgenden Woche muss man sich oft in Geduld üben. Dann der Rückruf, ich darf los stiefeln.
Als Erstes werde ich von zwei netten jungen Damen verkabelt. Meine Kette stört, ich muss sie kürzer machen. Darum sieht sie dann so unbequem aus, Guido 😉 Was für ein Aufwand: Es gibt immer drei Kamerateams: eins in der Wohnung der jeweiligen Kandidatin, das später auch mit zum Shoppen fährt, eines das morgens die anderen bei der Ankunft filmt, Pause macht, später wieder beim Laufsteg weiter arbeitet und ein drittes, das bei den anderen Mädels in der Wohnung bleibt. Einer der Realisatoren, den ich am Sonntag schon kennen gelernt habe, begrüßt mich herzlich, wartet, bis alle fertig sind. Und dann geht’s los: die Ankunft wird gefilmt, nicht nur einmal, nein mindestens viermal… (Ich weiß, ich bin ja schon still), bereue es, dass ich mit den High Heels über’s Kopfsteinpflaster stapfen muss, außerdem ist das Mikro an der Jacke, der Tag wird heiß, und ich werde sie nicht ausziehen können.
Dann wird mir eine Schachtel überreicht, in der ein großes Stück Käse liegt. Ein Hinweis zur ersten Kandidatin. Was könnte das bedeuten, sag‘ doch mal. Mmh, ist sie Holländerin? Arbeitet sie in einer Käserei? Mmh… Fragen über Fragen. Anschließend wird das Klingeln an der Tür gefilmt, nochmal und nochmal, ich gehe rein ins Haus… Spannung – aber jetzt kann ich erst mal wieder nach Hause gehen, denn jetzt werden die Ankünfte der anderen Damen gefilmt. Umpf, was mache ich jetzt zu Hause? Tigere rum und werden immer nervöser. Zappe ein bisschen im Vormittagsprogramm, die Wohnung ist ja schon aufgeräumt. Hah.
Natürlich bin ich die Älteste
Der Anruf kommt, ich darf wieder los. Dieses Mal wird jede in einer anderen Ecke des Hausflurs versteckt, damit wir uns wirklich erst oben bei der ersten Kandidatin auf der Couch sehen. Die Spannung steigt nochmals, höre eine andere Mitstreiterin rechts von mir um die Ecke schnaufen… Die darf als Erste. Ach ja, es wird uns noch genau erklärt, wie das Zimmer aussieht und wo wir uns hinsetzen sollen. Vielleicht wäre dann das Chaos zu groß? Ok. Endlich endlich darf ich die Treppen erklimmen, ich klingle, die Tür geht auf, und eine wunderhübsche junge Frau öffnet sie. Begrüßung, ich geh‘ rein und sehe das erste Mal S., aber nicht so richtig, denn ich platze fast vor Nervosität und sag‘ erst Mal gar nichts. Als nächstes kommt B., dann E. Auf den ersten Blick alles ganz normale Frauen, ich bin die Ältestes… Naja.
Na dann Prost!
Konzentrierte Arbeitsatmosphäre, jede muss sich ganz kurz mit Namen und Alter vorstellen, Sekt wird eingegossen (ist ja schon 12 inzwischen…), wir prosten uns zu, spekulieren über das Motto, Bikini wäre der Horror, für mich Skinny Jeans und Schuhe. Für E. auch, sie hat Größe 42… Film ab: Guido verkündet das Motto, das ich mir gleich aufschreiben muss: „Happy Feet. Bringe deine neuen Sommerschuhe mit perfekt lackierten Nägeln ganz groß raus.“ Oh Gott…. Nein… Zwei freuen sich, die anderen eher nicht so. Er empfiehlt auch noch, zur Pediküre zu gehen. Dann marschiert V mit ihrer Shoppingbegleitung los und wir bleiben etwas bedröppelt zurück.
Jeder Tag läuft nun ungefähr gleich ab: die Shopperin geht shoppen, und wir werden zu Hause interviewt, dürfen in Kleider- und Schuhschränke schauen und kommentieren, was wir davon halten, was davon zum Motto passen würde etc.
Und Action!
Warum macht man das? Mmh, darüber habe ich viel nachgedacht, vielleicht, um die Kandidatin noch ein bisschen besser kennen zu lernen? Wer schaut schon nicht gern in fremde Wohnung und interessiert sich nicht dafür, wie jemand anderer lebt? Passend zur jeweiligen Dame denkt man sich noch kleine Aktionen aus, die dann möglichst witzig geschnitten werden. Am Tag 1 bekamen wir eine Brauerei-Führung, die Dienstagskandidatin hatte ein tolles Buffet aufgebaut, ließ uns Weißwürste servieren von einer wunderbaren Frau im Dirndl, und ein Musiker in Lederhose kam auch noch zu Besuch. Am dritten Tag haben wir gezaubert, und bei mir zu Hause haben die Mädels auf unseren Instrumenten brilliert und in meinen Sachen und Perücken Kabarett aufgeführt. Am Freitag kam eine Bauchtänzerin und wir durften Raki probieren.
Wie schon mal gesagt: mitgefangen mitgehangen… Man kann übrigens bestimmte Bereiche seiner Wohnung ganz einfach zur Tabuzone erklären, da wird dann nicht gefilmt. Das Team braucht Platz für die Ausrüstung, das sollte man auch bedenken. Ich fand und finde es gar nicht eklig oder unverschämt, wenn man sich in den Kleiderschränken der anderen umschaut oder mal eine Aktion auf der Bettdecke macht, das gehört einfach dazu. Eher schwierig war für mich das viele Warten zwischen den Aktionen und Interviews, denn man agiert meistens zu zweit, die beiden anderen halten sich währenddessen in einem anderen Zimmer auf. Bis Freitag kann sich die Stimmung schon etwas aufheizen, schließlich verbringt man mit vier völlig fremden Frauen vier Tage lang bis zu zehn Stunden zusammen…
Fragen über Fragen
„Was wird sie anhaben? Wie werden ihre Schuhe aussehen? Trägt sie Schmuck? Wie werden ihre Haare und das Makeup sein?“ Diese Fragen wird man während dieser Tage immer und immer wieder beantworten: in Zweierinterviews, vor dem Laufsteg und und und… Von dem, was man wirklich geantwortet hat, wird ein Zwanzigstel wirklich gesendet. Aber man braucht Material, klar.
Endlich auf dem Laufsteg
Irgendwann ist es dann auch gut, die Shopperin ist fertig, sie geht mit dem Kamerateam zum Essen, wir mit dem Rest der Mannschaft. Urlaub mit Vollpension, hat es mal einer im Netz genannt. Und dann geht’s endlich zum Laufsteg. Der besteht aus mobilen Teilen, die in einem angemieteten großen Raum aufgestellt werden, auch die berühmten Stühle und alles, was man so im Fernsehen sieht. Wir machen gleich mal viele viele Handyfotos… Bevor die Kandidatin dann ihren Walk beginnt, werden wir nochmals befragt – ach, sorry, sagte ich ja weiter oben schon. Die Heldin des Tages darf übrigens vorher proben, bekommt gesagt, wie sie wohin gehen und schließlich stehen bleiben soll. Spannung steigt… Ein Fuß erscheint und wir klatschen wie die Wilden. Dreimal geht die Dame jetzt den Laufsteg hin und zurück, bleibt stehen, und wir müssen möglichst viel reden und kritisieren. Dann ist aber noch lange nicht Schluss, die Kandidatin muss wegen der Schnittbilder noch gefühlte zehnmal hin und her laufen und wir dazu applaudieren, mir taten oft meine Hände weh.
Das Grauen: Punkte vergeben
Das Schlimmste war für mich dann die Punktevergabe, die solo gefilmt wird, samt kurzer Begründung. Jede gibt sich Mühe, jede hat das ein oder andere Handicap zu bewältigen, irgendwas ist immer, aber im Laufe der Woche wird man doch kritischer, schaut genauer hin… Egal, schwierig blieb es trotzdem.
Einen allerletzen Teil hab‘ ich noch – wie es so ist beim Shoppen, „Unser Tag“… Demnächst in diesem Theater.
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