Tschechiens Bäderdreieck – Teil 2: Marienbad, Maria Kulm und Freiluftmuseum Miltigau

Im Westen Tschechiens, eingebettet in die grünen Hügel des Kaiserwaldes und entlang der Grenze zu Deutschland, liegt eine der traditionsreichsten Kurregionen Europas – das sogenannte tschechische Bäderdreieck. Es umfasst die drei Kurstädte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, die sich im Dreieck über die Region Westböhmen verteilen. Im ersten Teil meines Reiseberichts habe ich euch ja bereits unter anderem Franzensbad vorgestellt. Nun geht es weiter nach Marienbad, wo ich schon einmal mit meiner Mama schöne Tage im Frühling verbrachte.

Marienbad – reiche Geschichte und prominente Besucher
Mariánské Lázně (Marienbad, offiziell gegründet 1808) ist nicht nur wegen der rund 40 heilenden Mineralquellen berühmt, sondern auch für die prachtvolle Architektur, seine kulturelle Bedeutung und die prominenten Besucher – darunter Goethe, Kaiser Franz Joseph I. oder der englische König Edward VII.. Von den beiden gibt es sogar Statuen – genauso wie von Chopin und Smetana übrigens. Marienbad, Franzensbad und Karlsbad bilden den tschechischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Bedeutende Kurstädte Europas“ (Great Spa Towns of Europe), das im Jahr 2021 elf europäische Kurstädte umfasste.



Marienbad trägt natürlich den Namen der Jungfrau Maria (Panna Maria) und verweist auf eine frühere Kapelle und das Kloster der Prämonstratenser in Teplá, die das Gebiet erschlossen. Besonders schön ist die für alle Kurbäder typische Kolonnade, beziehungsweise Wandelhalle (Kolonáda Maxima Gorkého) – ein Meisterwerk der gusseisernen Architektur aus dem späten 19. Jahrhundert. Die filigranen Eisenguss-Arkaden die nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern sind auch funktional. Sie wurden gebaut, um den Kurgästen das gemütliche Schlendern und Trinken der Heilquellen bei jedem Wetter zu ermöglichen. In den oft prachtvoll verzierten Bauten befinden sich bis heute die öffentlichen Trinkbrunnen, an denen die verschiedenen Mineralquellen direkt zugänglich sind.









Bild 7: Goethe uns seine letzte Liebe Ulrike von Levetzow sind im Bäderdreieck ominipräsent. Letztes Bild: im „Nové Lázně“ – Neues Bad – ließen sich schon Kaiser Franz Joseph und der englische König behandeln.
Cafés, Heilquellen, Goethe und Parkidylle
Sie spiegeln aber auch den kulturellen Anspruch der Kurorte wider: Hier begegnen sich Gesundheit, Architektur und Gesellschaft – oft begleitet von klassischer Musik, Kaffeehausflair und der wohltuenden Ruhe westböhmischer Parkanlagen.
Marienbad beeindruckt die Gäste aus aller Welt auch mit der Singenden Fontäne vor der Kurkolonnade, die zur ungeraden Stunde klassische Musik und Pop-Musik-Hits spielt.









Johann Wolfgang von Goethe hat man ein kleines Museum gewidmet – in einem Haus, in dem er während eines Aufenthalts gewohnt hat. Witzig ist eine Art überdimensionales Hörrohr davor, das auf Knopfdruck Goethe-Gedichte, vor allem seine berühmte Marienbader Elegie ausspuckt, beziehungsweise rezitiert. Sie ist der mittlere Teil der 1827 von ihm aus Texten der Jahre 1823 und 1824 zusammengefassten „Trilogie der Leidenschaft“.
Anlass dafür war die Zurückweisung des Heiratsantrags an die 50 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow, die als seine letzte große Liebe gilt. Davon zeugen auch mehrere Erinnerungsstätten, Gedenktafeln und eine hübsche Terrasse im benachbarten Elbogen/Loket, das ich euch natürlich auch noch vorstellen werde.
Kirchen und kulinarischer Tipp
Was ihr euch außerdem in Marienbad anschauen solltet, ist die russisch-orthodoxe Kirche, Marienbad von oben im Aussichtsturm Hamelika, das wunderschöne Stadttheater und die römisch-katholische Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt im eklektischen neubyzantinischen Stil. (siehe Fotos im Anschluss)



Hervorragend gegessen haben wir etwas abseits vom direkten Zentrum im Restaurant U Opata. Toller Service und ein täglich wechselndes Menü erwarten einen hier.



Alle Kurstädte und die wunderschöne hügelige Natur im Bäderdreieck lassen sich übrigens sehr gut mit dem Zug, auf Wanderungen oder mit dem Fahrrad gut entdecken. Die Tourist Infos, beziehungsweise Tourismusämter versorgen euch mit Strecken und Plänen, auch direkte Beratungen sind möglich. Webadressen siehe unten!
Wallfahrtskirche Maria Kulm
Ebenfalls der Jungfrau Maria gewidmet ist die 25 km hinter der bayerischen Grenze und 15 km von der sächsischen Grenze entfernte barocke Wallfahrtskirche Maria Kulm, die offiziell Mariä Himmelfahrt und St. Maria Magdalena heißt. Der Legende nach entdeckte ein Fleischhauergeselle im 12. Jahrhundert an der Stelle der heutigen Wallfahrtskirche eine Statue in einem Haselstrauch, das die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind zeigte.
Er nahm die Figur mit nach Hause, doch sie kehrte immer wieder auf wundersame Weise an denselben Ort zurück. Nachdem sich dieses Ereignis mehrfach wiederholt hatte, errichtete der Geselle schließlich ein einfaches Holzdach über der Statuette, um sie zu schützen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1341, 1383 wurden für die wachsende Wallfahrtsstätte zwei Priesterstellen gestiftet.



Im Laufe der Zeit wurde das ursprüngliche Schutzdach durch verschiedene Bauwerke ersetzt und die Anlage stetig erweitert. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und St. Maria Magdalena. Zwischen 1687 und 1728 erfolgte ein vollständiger Neubau der Kirche sowie des zugehörigen Klosters mit Propstei durch den Orden der Kreuzherren mit dem Roten Stern. Die Pläne für den barocken Neubau stammten vom Architekten Christoph Dientzenhofer, während die Fresken von dem Maler Elias Dollhopf gestaltet wurden.
Vertreibungen und Wiederaufbau
Bis weit ins 20. Jahrhundert pilgerten jährlich zehntausende Gläubige zur Kirche, die zu den meistbesuchten Wallfahrtsorten Tschechiens zählte. Erst während der Zeit des Nationalsozialismus kam der Pilgerstrom weitgehend zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kreuzherren durch die kommunistischen Behörden der damaligen Tschechoslowakei vertrieben. In der Folgezeit diente das Kloster unter anderem als Wohnanlage und als Depot für sakrale Kunstwerke.






1958 wurden die Wallfahrtskirche, das gesamte Areal und das angrenzende Kloster in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen, aber niemand kümmerte sich um die Anlage. Sie verfiel langsam, das Dach wurde undicht, Regenwasser beschädigte die Stuckdecke, die Wand- und Deckengemälde schwer. Ende des 20. Jahrhunderts wurde den Kreuzherren mit dem Roten Stern das Areal wieder übereignet, das seitdem schrittweise restauriert wird. Seit Januar 2018 ist die Anlage ein Nationales Kulturdenkmal.
Freiluftmuseum Miltigau
Der historische Bauernhof in Miltigau, tschechisch Milíkov, liegt auf halber Strecke zwischen Eger und Marienbad am Rande des Kaiserwaldes, ist im typischen Fachwerkstil des 19. Jahrhunderts erbaut und gehört zum Museum Eger. Hier wird Besuchern anschaulich vermittelt, wie man früher in einem typischen Vierkanthof im Egerland lebte und wirtschaftete. Der Innenhof ist von einem Wohnstallhaus, einer Scheune, einer Remise und einem sogenannten Zuhaus umschlossen, das im 20. Jahrhundert ein älteres Stallgebäude ersetzte. Die Scheune und die Remise sind mit den Jahreszahlen 1781 und 1786 datiert.






https://muzeumcheb.cz/bauernhof-miltigau
Weitere Infos zum Bäderdreieck und Karlsbader Region unter
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Guten Morgen liebe Ursula! Deinen schönen Blog habe ich gerade beim Stöbern in den „Ü50 Blogs“ gefunden! Was für ein wunderbarer Beitrag – da werden Erinnerungen wach! Ich bin vor3 Jahren mit meiner Mama dort im Urlaub gewesen, ein Geschenk von unseren Männern, weil in dem Jahr sie 70 wurde und ich 50 🙂 Es war im September und die erste Herbstfärbung in der Natur setzte schon ein. Gewohnt haben wir im Pupp Hotel in Karlsbad – ein Traum! Marienbad, Franzensbad und auch das nicht allzu weit entfernte Prag haben wir besucht. Einer meiner schönsten Urlaube. Ich sende ganz liebe Grüße vom Niederrhein! Ilona
Guten Morgen, liebe Ilona, wie schön, dass du mich und immerschick.de entdeckt hast. Und ich war auch das erste Mal mit meiner Mama. Toll, dass Ihr im Pupp gewohnt habt. Karlsbad kommt natürlich auch noch. Sehr bald. Falls du nichts mehr verpassen willst hier, trag dich gern in meinen Newsletter ein. Herzliche Grüße Ursula