Sonntags-Kolumne: Selbstmitgefühl vs. Selbstmitleid

Hand auf’s Herz: Wann wart Ihr das letzte Mal in einem VHS-Kurs? Sollte frau ja eigentlich viel öfter nutzen, finde ich. Ich war im frühen Frühling in einem Achtsamkeits-Kurs. Einfach weil ihn Judith von Atemraum angeboten hat, und ich ja ständig auf der Suche nach mehr Gelassenheit bin. Und ich will bewusster im Jetzt leben und sein, statt ständig über das zu grübeln, was alles passieren kann. Oder zu überlegen, was ich in der Vergangenheit alles falsch gemacht habe.
(Die Fotos im Beitrag stammen von Judith Schott)
Achtsamkeit
Zugegeben – der Begriff scheint langsam etwas überstrapaziert und abgegriffen. Ganze TV-Serien machen sich bereits darüber lustig. Aber ich bin ja oft langsam und mag Achtsamkeit und die ganze Bedeutung dahinter inzwischen sehr. Das geht ja los beim Essen oder eben nicht essen, wie ich letztens in meiner Fastenwoche in Kärnten erfahren durfte.



Sich eine schöne gesunde Mahlzeit bereiten, sich damit an einen schön gedeckten Tisch setzen, langsam genießen. Wie oft stopfen wir am Bildschirm oder unterwegs aus Heißhunger etwas in uns rein. Betonung auf „etwas“.
„Wie ein klarer, stiller Teich, glatt und ohne Wellen, spiegelt Achtsamkeit ohne Verzerrungen das wider, was geschieht, sodass wir uns selbst und unser ganzes Leben in den Blick bekommen können. Wenn das geschieht, sind wir in der Lage, klug zu entscheiden, auf welche Weise wir uns selbst am besten helfen können.“
Kristin Neff (Buchtipp weiter unten!)
Jedenfalls waren die 5 Abende mit 5-6 mir vorher komplett fremden Menschen sehr schön – lehrreich, angenehm, entspannend. Sich 90 Minuten nur mit sich selbst beschäftigen. Impulse bekommen, ruhen, sich erfahren. Reden, erzählen. Es war richtig gut. Ich würde es gern beibehalten.
Selbstmitgefühl
Aber kommen wir zum Thema der Kolumne: Selbstmitgefühl. In der Stunde war ich in Portugal. Judith hat nach den fünf wichtigsten Menschen/Bezugspersonen gefragt. Und niemand hat sich selbst genannt. Wir übersehen uns und unsere Bedürfnisse sehr oft. Unsere Freund:innen behandeln wir mit Respekt und Mitgefühl. Und uns selber? „Du bist nicht genug, arbeite schneller! Das kannst du noch schaffen…!“ – So in der Art gehe ich jedenfalls oft mit mir selber um. Den „Peitscher“ nenne ich den Antreiber, den ich mir selbst erschaffen habe und füttere.



Judith hat uns natürlich Bücher empfohlen. Eins davon habe ich mir gekauft. Es ist von Kristin Neff, der Titel ist sehr aussagekräftig: „Kraftvolles Selbstmitgefühl für Frauen: Klar für sich selbst einstehen, engagiert handeln und Erfüllung finden“
(Affiliate Link am Ende des Artikels!)
Und ich muss sagen, es hat mir die Augen geöffnet, und ich bin immer noch auf Entdeckungsreise.
Ganz kurz gesprochen geht es darum, dich selber so zu behandeln wie du eine gute Freundin behandeln würdest. Das Selbstmitgefühlt steht auf drei Säulen: Achtsamkeit, geteilte Menschlichkeit und Freundlichkeit:
„Achtsamkeit erlaubt es uns, klar zu erkennen, dass wir einen Fehler gemacht haben oder mit etwas gescheitert sind. Anstatt vor den schwierigen Gefühlen wegzulaufen, die mit unseren Problemen einhergehen, wenden wir uns ihnen zu: Schmerz, Angst, Traurigkeit, Wut, Unsicherheit, Reue.
Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Erfahrung des Augenblicks, sind uns all der sich ständig im Fluss befindenden Gedanken, Gefühle und Sinneswahrnehmungen bewusst, während sie ablaufen. Achtsamkeit ist für Selbstmitgefühl wesentlich, damit wir merken, wenn es uns schlecht geht, und darauf mit Freundlichkeit reagieren können. Wenn wir unseren Schmerz ignorieren oder uns vollkommen in ihm verlieren, kann es uns nicht gelingen, einen Schritt aus uns herauszutreten, um zu sagen: Holla, das ist jetzt wirklich anstrengend, ich glaube, ich brauche ein bisschen Unterstützung.



Achtsamkeit bedeutet also auch, „sich seinem Schmerz zuzuwenden und ihn anzuerkennen, doch dieser Akt des Mutes ist unabdingbar, wenn wir so auf unser Leiden reagieren wollen, dass sich unser Herz öffnet. Was wir nicht fühlen, können wir auch nicht heilen. Achtsamkeit ist also die Säule, die das Selbstmitgefühl trägt.“
Radikale Akzeptanz
Zum Abschluss ein Begriff, der mir auch noch sehr gut im Gedächtnis geblieben ist: radikale Akzeptanz. Gar nicht so einfach oder? Wie können wir das alles, was gerade Schlimmes auf der Welt passiert, akzeptieren? Das war meine Frage an Judith. Wir können nur den Frieden in uns, unser Mitgefühl in die Welt hinaustragen. Und so eine Revolution von innen starten. Fangen wir an – mit uns, dann mit unseren Liebsten und so weiter…
Mitleid mit uns selber, macht eher weinerlich, finde ich. Mitleiden mit anderen raubt uns die Kraft. Das soll nicht heißen, dass wir nicht empathisch sein sollen.
Aber wir brauchen Kraft, um etwas zu verändern und handeln zu können.
Und darum geht es letztendlich. Uns darüber bewusst zu werden, dass wir es in der Hand haben. Unser Leben, das Leben auf Erden.
Was denkt Ihr?
Eure Ursula

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