Seit immerschick.de im Mai 2018 auf Instagram ging, folgen wir Ela Trautner wegen ihres einzigartigen Stils. Sie mixt Altes und Neues, erfindet waghalsige Lagenlooks und bedient sich aus den Kleiderschränken ihrer Söhne und ihres Mannes. Die zierliche 51-Jährige lebt in der Nähe von Nürnberg, ist sehr sportlich und fällt auch durch ihre markante runde Brille und ihre tollen dunklen Haare auf.
Hast du dich schon immer für Mode interessiert?
Eigentlich schon seit meiner Kindheit. Wir sind drei Mädels, und da bekommt klassischerweise die Größte etwas Neues, das dann nach unten an die Jüngeren durchgereicht wird. Das wollte man dann natürlich anders haben.
Ich war schon immer in anderen Schränken unterwegs.
Ela Trautner
Da habe ich dann schon angefangen, Kleidung zu verändern und anders zu tragen, oder ich kombinierte eine Bluse von der Oma dazu – und vom Opa das Sakko. Ich war schon immer in anderen Schränken unterwegs.
Blauer Hut und rote Stiefel
Ich war noch dazu die Jüngste… Da ging es nicht um den Begriff Mode, man wollte einfach etwas anders aussehen. Ich habe immer schon viel rumexperimentiert. Mir fiel das während eines Klassentreffens auf. Da kamen Jungs auf mich zu und sagten: „Ela, du warst schon immer so.“ Einem selber fällt das ja gar nicht so auf. Mein Mann Thommy hat mich während der Schulzeit kennen gelernt und mich als die mit dem blauen Hut, den roten Stiefeln und dem alten Trenchcoat – eben von der Oma – beschrieben. Das war alles also schon immer in mir drin.
Woher nimmst du deine kreativen Ideen? Zum Beispiel für das Männerhemd?
Ich musste so schmunzeln, als ich diese Frage gelesen habe. Streetstyle in Franken gibt’s ja nicht so wirklich (lacht). Früher waren es Zeitschriften wie „Mädchen“, Freundin oder dann „Instyle“, dann fangen meine Ideen das Reifen an: „Ah, das hab ich und so was… Das könnte man dann so kombinieren. Dann leg ich los, und beim Machen selber entstehen wieder andere Looks.
Mutige Kreationen
Ich bin da auch sehr mutig, komischerweise beim Fotografieren nicht, aber bei meinen Styles schon. Kann auch manchmal voll daneben gehen oder es passt dann gar nicht mehr, dass ich mich verschnitten habe. Alles ist dabei. Ich entwickle meine Styles einfach immer weiter. Sehr inspiriert werde ich jetzt auch durch das Internet. Da schaue ich mir die Fashion Weeks auf Youtube an, die Modenschauen der Designer. Ich mach‘ Sport und schau mir dabei Shows an, dabei kommen mir viele gute Ideen. Man hat ja vieles… Leider merke ich, dass mir immer mehr die Zeit fehlt.
Dein Fundus muss ja riesig sein?
Ja, ich habe vor 28 Jahren mit Triathlon angefangen und habe seitdem die gleiche Kleidergröße. Ich bin also aus nichts mehr rausgewachsen. Größer bin ich ja auch nicht mehr geworden (lacht). Ich kann mich schwer von was trennen, egal ob es Sachen sind, die damals 4 Mark gekostet haben oder ob es hochwertiger ist. Deshalb habe ich wirklich einen riesigen Fundus.
Wie viele Schränke hast du?
Zwei Zimmer… Aber Kleine… (lacht).
Was sagt denn eigentlich dein Mann, wenn du ihm sein Hemd klaust?
Gar nichts… Natürlich darf man jetzt nicht sein Lieblingshemd nehmen. Und da ich ja drei Männer habe, bin ich gut versorgt. Was sie nicht mehr tragen, kommt erst zu mir, und ich entscheide dann, ob es weg kommt oder ein neuer Style damit entsteht. Eins hab‘ ich auch von meinem Papa, das hat ihm nicht mehr gepasst.
Wolltest du denn nie etwas mit Mode machen?
Früher nicht. Ich war ja nicht nur beim Anziehen mutig, sondern im Gestalten meines Zimmers, das habe ich immer wieder umdekoriert, Möbel gebaut, Bilder gemalt. Eben sehr kreativ. Deshalb wollte ich eigentlich in diese Richtung etwas machen und Innenarchitektin werden. Da musste ich auf die FOS und bin letztendlich am Technisch Zeichnen gescheitert. Da war ich dann so frustriert und wollte von Schule nichts mehr wissen. Die Freunde sind schon arbeiten gegangen, also habe ich beschlossen eine Ausbildung zu machen.
Habe das aber dann privat ausgelebt, da wir schon zwei Wohnungen und ein Bauernhaus renoviert haben. Ich habe auch einige Jahre als Merchandiser gearbeitet. Und nun kann ich das alles auf meinem Blog ausleben, da geht es nicht nur um Mode, sondern auch um mein Zuhause, meinen Garten. Wir machen viel selber.
„Wenn du dich mit Mode beschäftigen und dich zeigen willst, muss du auf Instagram“.
Thommy
Was bedeutet Instagram für dich?
Eigentlich kenn ich mich mit diesen ganzen Plattformen ganz schlecht aus. Mein Mann hat gesagt, da musst du hin und deine Looks präsentieren. „Wenn du dich mit Mode beschäftigen und dich zeigen willst, muss du auf Instagram“. So fing das alles an.
Und seit wann bist du dabei?
Seit Dezember 2017.
Nie bereut?
Auf keinen Fall. Aber manchmal stößt man seine Grenzen, man sagt sich, man kann nicht mehr, man mag nicht mehr. Auch fehlt mir oft das technische Verständnis, das Knowhow. Da sind mir andere weit voraus.
Stichwort Capsule Wardrobe – was sollte jede Frau diesen Herbst in ihrem Kleiderschrank haben?
Einen coolen Blazer, am besten vielleicht vom Mann – oder einen Anzug. Denn man kann dann sowohl Hose als auch Blazer zigfach kombinieren. Zum Beispiel den grün Gestreiften von H&M aus dem Frühjahr, der ist so vielseitig: den Blazer über ein Kleid, über die Shorts, eine Jeans. Trägt man ihn im Ganzen, ist man für jeden Anlass schick angezogen. So etwas muss man haben.
Dann die gute Bluse oder das Hemd, das man auch leger zur Jeans tragen kann. Das Nächste ist ein Mantel, er sollte nicht zu dick sein und mindestens bis zum Knie gehen. Auch wenn es etwas kühler ist, hält dich ein längerer Mantel einfach wärmer als eine Jacke. Ich würde ihn auch immer etwas größer oder lockerer kaufen, dann kann man ihn über einen Pulli oder den Blazer gut tragen.
In Richtung Farbe, was kommt da?
Ich find es immer witzig. Eigentlich kommt ja jedes Jahr das Gleiche: im Herbst gibt es immer Erdfarben, Brauntöne mit einem warmen kräftigen Orange, Gelb… Die ganze Nuancen, die es im Herbst auch in der Natur gibt, sind immer Thema. Dazu kann man mutig Neon oder Schwarz kombinieren oder auch Knallrot.
So wie Leo und Animalprint immer wieder kommen oder?
Genau. Ich hab zum Beispiel ein Tuch von H&M, das ich über zehn Jahre lang das ganze Jahr über trage. Manchmal ist Animalprint nur in Accessoires zu finden, bis es dann plötzlich wieder als Mantel oder in Komplett-Looks auftaucht. Alles kommt immer wieder.
Was wünschst du dir hinsichtlich deiner Website stilblock.com?
Für mich selber wünsche ich mir, dass das Ganze kontinuierlicher wird, dass ich regelmäßiger Beiträge poste. Das möchte ich schaffen. Dann wünsche ich mir natürlich mehr Sichtbarkeit und mehr Technikverständnis. (lacht)
Ela findet ihr auf Instgram unter @stilblock, ihr Mode- und Dekoblog ist im Netz unter www.stilblock.com
3 Comments
Suuuper Interview.. einiges habe ich gewusst und vieles erfahren..eine tolle kreative Frau unsere Ela.. daaanke liebe Ursula für das tolle Interview.
Das freut mich sehr, liebe Annette! Ich wünsche dir einen schönen Tag!
[…] Ein Interview mit Ela auf immerschick.de findet ihr hier. […]